26. April 2019, 15:17 Uhr

Psychopath zum Einstieg

Die Neue im Dresdner »Tatort«-Team hat Stallgeruch und macht sich gleich unbeliebt. Auch die Jagd nach einem Psychopathen schweißt sie und Oberkommissarin Karin Gorniak nicht wirklich zusammen.
26. April 2019, 15:17 Uhr
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Von DPA
Ein verstörendes Bild für die Ermittler des Dresden-»Tatorts«: Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) entdecken präparierte Leichen in einer abgelegenen Villa. Die Jagd nach dem Psychopathen stellt die beiden Ermittlerinnen vor Herausforderungen.

Dunkel, düster, Gänsehaut: »Ist sie das?« In Sekunden mustert die erfahrene Dresdner »Tatort«-Ermittlerin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) die Neue. Lauernd stehen sich die Oberkommissarinnen nachts im Wald gegenüber, es ist ihr erster gemeinsamer Einsatz. »Angenehm, können wir dann?«, sagt Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) kühl und stürzt sich in ihren ersten Einsatz, der zur Jagd nach einem kaltblütigen Serienmörder wird. Der siebte »Tatort« aus Dresden, der unter dem Titel »Das Nest« an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, ist ein Psychothriller und nichts für schwache Nerven.

Erste Szene: Ein junges Mädchen läuft nach einem Autounfall nachts allein durch den Wald. Statt Hilfe findet sie sich in einem Gruselkabinett wieder – und alarmiert die Polizei. Wenig später durchstreifen Gorniak, Winkler und ihr Chef Schnabel (Martin Brambach) mit Verstärkung die abgelegene Villa, die gar nicht so verlassen ist wie gedacht.

In verborgenen Räumen sitzen vier mumifizierte Leichen – je zwei am Frühstückstisch und auf dem Sofa. Das fünfte Opfer liegt auf einem Stahltisch in der Küche, die einem Obduktionssaal gleicht – leblos und blutleer.

Disput bei den Ermittlerinnen

Im Angesicht der Toten kommt es zum ersten Disput zwischen Gorniak, die den Täter in eine Falle locken will, und »Leo« Winkler, die nach Lehrbuch und »den Regeln« vorgehen will. »Ihre Entscheidung«, blafft Gorniak Schnabel fordernd an. Der lässt die unfreiwilligen »Partner« schließlich zusammen auf die Rückkehr des Unbekannten warten. Wirklich näher kommen sich die Frauen nicht, trotz zarter Sondierung des Privatlebens. Dann kehrt der Täter zurück und entwischt ihnen.

Gorniak und Winkler verfolgen den Vermummten, der Menschen auf immer gleiche Weise ermordet und präpariert. Plötzlich steht er vor der gestandenen Polizistin – und rammt ihr ein Messer in den Bauch. »Die Spannung zwischen den Ermittlerinnen ist gleich nach dem ersten Akt da, da ist eine ganz klare Furche, ein tiefer emotionaler Graben zwischen den Frauen«, sagt der erfahrene »Tatort«-Autor Erol Yesilkaya. »Eine macht einen Fehler, der die andere eine Menge kostet.«

Sichtlich geschockt resümiert Winkler den ersten Härtetest und zweifelt kurz: »Ich habe nicht geschossen!« Hält doch ihr Vater, Schnabels Vorgänger und Freund, sie sowieso für nicht willensstark und talentiert genug für den Job. Und Gorniak? Überlebt zwar, fällt aber aus. Die Chance für Jungermittlerin »Leo«, die schnell wieder Oberwasser hat – aber auch nach zwei Monaten noch keinen Anhaltspunkt, mit wem sie es überhaupt zu tun haben.

Intensive Dreharbeiten

Gorniak lässt sich in die Asservatenkammer versetzen, traumatisiert, frustriert, enttäuscht. »Der Fall geht mich nichts mehr an«, behauptet sie. Dabei lässt es Gorniak zu keiner Zeit kalt, dass der Mann davongekommen ist. Offiziell sortiert sie Beweismittel in Kisten, im Hintergrund aber wirft sie all ihre Erfahrung in die Waagschale, um den Kerl zu fassen – und gibt »Leo« Tipps auf Distanz.

Wortwitz, Barockkulisse und lustiges Geplänkel im Dresdner »Tatort«, Fehlanzeige. Schon die Dreharbeiten stachen heraus. Besonders für Hanczewski war der Psychothriller eine intensive Erfahrung und Herausforderung, weil sie auch das Opfer spielt. »Mehr rauskommen aus der reinen Ermittlerinnenrolle kann man ja fast gar nicht«, sagt sie. »In Extreme gehen zu dürfen, macht ja auch wahnsinnig Spaß.« Obwohl das auch Albträume zur Folge hatte und sie nach dem Finale »emotional schon ein wenig gerädert war«.

Regisseur Alex Eslam (»Soko Köln«, »Souls«) schafft Szenerien, die fesseln und abstoßen zugleich. »Der Film könnte auch im amerikanischen Kino laufen, ein Psycho-Schocker«, findet Brambach. Autor Yesilkaya braucht aber kein Blutbad, um den Horror zu beschreiben.

Vor der Bundestagswahl 2017 war Migration in der Berichterstattung bei ARD und ZDF einer aktuellen Studie zufolge insgesamt nicht das dominierende Thema, spielte aber eine wichtige Rolle.

Bei den 56 untersuchten Sendungen wie Politikmagazinen, Dokumentationen und Talkshows im Monat vor dem Wahltag lag der Themenbereich Arbeit/Familie/Soziales mit einem Anteil von 15 Prozent der Sendezeit vorn, Migration mit zwölf Prozent auf Platz zwei, knapp vor Außenpolitik mit elf Prozent. Das sind Ergebnisse einer Untersuchung der Medienwissenschaftler Marc Liesching und Gabriele Hooffacker von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, die die Otto-Brenner-Stiftung in Frankfurt veröffentlichte. Die Stiftung hatte die Studie »Agenda-Setting bei ARD und ZDF?« in Auftrag gegeben.

Dominierendes Thema

Beim TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD), der quotenstärksten Sendung des Jahres, sah das anders aus: Rund ein Drittel der Sendezeit (34 Prozent) habe sich dem Thema Migration gewidmet, dagegen seien es nur zusammen 15 Prozent für die Bereiche Arbeit/Familie/Soziales, Steuern/Finanzen und Wirtschaft/Verkehr/Bau gewesen, so die Wissenschaftler. In den übrigen Wahlsendungen wie »Klartext, Frau Merkel!« hatte Migration zwar einen geringeren Anteil (20,86 Prozent), war der Studie zufolge aber das wichtigste Thema.

Das gilt genauso für die fünf meistgesehenen der untersuchten Sendungen – mit einem Anteil von gut einem Fünftel (21,8 Prozent) der Sendezeit. Dazu zählten neben dem TV-Duell vier Talksendungen wie »Anne Will« oder »Hart aber fair«. In allen Polit-Talksendungen im Monat vor der Wahl war der Studie zufolge allerdings Außenpolitik das am häufigsten diskutierte Thema mit einem Anteil von mehr als einem Fünftel (22,35 Prozent). Migration lag bei den Talkern deutlich dahinter auf Platz sechs (8,79 Prozent).

Die Untersuchung macht keine Aussagen dazu, inwieweit die Berichterstattung die Entscheidung der Wähler beeinflusst hat. Nach der Bundestagswahl im September 2017 war die Kritik laut geworden, ARD und ZDF hätten Themen wie Migration überdurchschnittlich viel Platz eingeräumt.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, kritisierte 2018, die Polit-Talkshows hätten mit ihrer Konzentration auf die Themen »Flüchtlinge« und »Islam« dazu beigetragen, »die AfD bundestagsfähig zu machen«.

In einer Mitteilung des Deutschen Kulturrats lobte Zimmermann die neue Analyse. Sie habe die grundsätzliche Kritik der Organisation bei den fünf meistgesehenen Sendungen im Untersuchungszeitraum bestätigt. »Leider haben die Wissenschaftler nur einen Monat untersucht«, so Zimmermann. Seine Kritik habe sich auf die Talkshows von ARD und ZDF seit 2015 bezogen.

Der Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben hat gemeinsam mit »Geo« ein neues Naturmagazin aufgelegt. »Wohllebens Welt« ist seit Donnerstag zum Einzelpreis von sechs Euro im Handel zu haben (Druckauflage: 110 000 Exemplare). Viermal im Jahr wolle das Magazin zu einer Führung durch die Natur einladen, schreiben Wohlleben und der Chefredakteur von »Geo Wissen«, Michael Schaper, im Editorial der ersten Ausgabe. Das neue Heft wird vom Hamburger Verlag Gruner + Jahr herausgebracht, zu dem die Markenfamilie »Geo« mit diversen Zeitschriften gehört.

Er hoffe, mit seinem Magazin noch mehr Menschen für das Naturerleben zu begeistern und sie gleichzeitig für den Schutz der Natur zu sensibilisieren, teilte Wohlleben mit. Den Lesern stellt er sich im Heft mit seiner Lebensgeschichte vom jugendlichen Naturschützer, über Förster bis hin zum Waldakademiegründer und Autor vor. »Das ist wie bei einer Waldführung: Was ist das für ein Mensch, dem ich mich anschließe«, sagte der als Chefreporter fungierende Wohlleben. Dieses Selbstporträt gehöre für ihn zur Glaubwürdigkeit dazu. Auf 146 Seiten erfährt der Leser unter Mitwirkung weiterer Autoren unter anderem, wie Wiesen klingen, wie aus einer Eichel ein Baum erwächst oder wie es sich im Wald lebt. dpa



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