Den Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung zu haben und nicht jeden Tag in die Firma fahren zu müssen - das galt vielen Büroangestellten lange Zeit als erstrebenswerter Zustand. In der Corona-Pandemie ist dieser Traum für viele Menschen Realität geworden und entpuppt sich oft als gar nicht so traumhaft wie gedacht. Was einem alles im Homeoffice passieren kann, erzählt Autor Mark Spörrle in amüsanten Episoden in seinem neuen Büchlein »Unten ohne - Geschichten aus dem Homeoffice«.
Der Erzähler muss kurzfristig seine Arbeitstage in die heimische Wohnung verlagern, wo sich auch seine Frau und die schulpflichtige Tochter einrichten. Hatte er sich zu Anfang noch gefreut, ohne Arbeitsweg und ohne nervige Kollegen auszukommen, sieht er sich schnell vor neue Herausforderungen gestellt. Er muss sich erst an die Regeln und heimtückischen Fallen von Videokonferenzen gewöhnen, merkt, wie abhängig er von der Qualität des Internets ist, und dass es nicht nur Vorteile hat, immer zu Hause zu sein.
Autor Mark Spörrle erzählt die kurzen Episoden mit leichter Hand und einer gehörigen Portion Selbstironie.
Logik wird zur Nebensache
Auf die Mittelmeerinsel Sardinien führt das zweite Buch, dass hier vorgestellt wird, der Roman mit dem ungewöhnlichen Titel »Die Theologie des Wildschweins« von Gesuino Némus. Während im Sommer 1969 zum ersten Mal Menschen auf dem Mond landen, ist in einem kleinen sardischen Bergdorf überhaupt nichts von der Moderne angekommen. Die Menschen führen ihre kargen Leben und bilden eine eng verschworene Gemeinschaft. Das bekommt auch der Dorfpolizist zu spüren, der vom Festland auf die Insel versetzt worden ist und nie einen Täter überführen kann.
Sein neuester Fall nimmt seinen Lauf, als einer der örtlichen Hirten erst verschwindet und dann seine Leiche gefunden wird. Auch sein hochbegabter Sohn verschwindet spurlos. Der Polizist steht vor einem Rätsel, das vielleicht der Dorfpfarrer lösen könnte, aber ob er dazu bereit ist, bleibt eine offene Frage.
Noch verwirrender wird das Ganze, als ein Mann im Dorf auftaucht, der ausgerechnet Gesuino Némus heißt. Auch er weiß viel, sagt aber nichts. Sardinien und die Eigenarten seiner Menschen stehen im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen und amüsanten Romans. Die Handlung und ihre Logik werden dabei bald zur Nebensache. dpa
Mark Spörrle: Unten ohne. Geschichten aus dem Homeoffice. Heyne Verlag, München, 186 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-453-42 609 -2
Gesuino Nemus: Die Theologie des Wildschweins. Eisele Verlag, München, 284 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-96 161 -098-3