Wiesbaden/Nürnberg - Die deutsche Wirtschaft stürzt auf dem Höhepunkt der Corona-Krise ins Bodenlose. Die Folgen für den Arbeitsmarkt halten sich bislang aber in Grenzen. »Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverluste verhindert«, sagte Bundesagentur-vorstand Daniel Terzenbach gestern. Europas größte Volkswirtschaft erlebte im zweiten Quartal mit einem zweistelligen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes einen in der Nachkriegsgeschichte einmaligen Schock. Ökonomen rechnen nach der Lockerung der coronabedingten Beschränkungen aber mit einer Erholung im zweiten Halbjahr.
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent, wie aus einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Selbst auf dem Höhepunkt der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 war das Minus mit 4,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal nur etwa halb so groß. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung gesunken. Deutschland steckt in einer tiefen Rezession.
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde sind im zweiten Quartal die Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen erheblich eingebrochen sowie die privaten Konsumausgaben und die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen. Der Staat erhöhte dagegen seine Konsumausgaben. Dazuzählen unter anderem Gehälter der Mitarbeiter.
Ökonomen erwarten Erholung
Im Vorjahresvergleich brach die Wirtschaftsleistung um 11,7 Prozent ein. Den bisher stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal hatte es während der Wirtschafts- und Finanzkrise mit minus 7,9 Prozent im zweiten Vierteljahr 2009 gegeben.
Dennoch stieg die Zahl der Arbeitslosen von Juni auf Juli nur in saisonüblicher Höhe. Im Juli waren 2,91 Millionen Menschen ohne Job, 57 000 mehr als im Juni und 635 000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote legte binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent zu. Das liege nicht an der Corona-Pandemie, so die Bundesagentur, sondern an üblichen Veränderungen vor den Sommerferien.
Volkswirte gehen davon aus, dass mit dem Konjunktureinbruch im zweiten Quartal der Tiefpunkt erreicht ist. Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) stehen die Zeichen »eindeutig auf Erholung«. Es werde aber wohl zwei Jahre dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht sei. dpa » Seite 7