Er ist gerade mal 20 Jahre alt, mischt unbeschwert Country und Hip-Hop und outet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere als schwul: der amerikanische Rapper Lil Nas X. Mit seinem Lied »Old Town Road«, bei dem er mit Country-Legende Billy Ray Cyrus zusammengearbeitet hat, hat er jetzt den Hit des Jahres in Deutschland gelandet. Das teilte GfK Entertainment als Ermittler der Offiziellen Deutschen Charts am Freitag in Baden-Baden mit. Das Album des Jahres kommt dagegen von den deutschen Brachialrockern Rammstein. Ihr titelloses Album schafft es mühelos auf den ersten Platz der Album-Jahrescharts.
Country ist dem Klischee nach die Musik alter, weißer, Grashalm kauender Männer mit Cowboyhut und Gitarre. Damit ist sie so ziemlich das Gegenteil von dem, was man mit Hip-Hop verbindet. Doch vielleicht ist es gerade die selbstironische Mischung aus Country und Rap, die »Old Town Road« zum Jahres-Hit gemacht hat. Mit dem Interpreten Lil Nas X, der sechsmal für den Grammy Ende Januar nominiert ist, erreicht die Diversität des Popgeschäfts eine neue Dimension. Er ist black, gay, quer. Bürgerlich heißt Lil Nas X Montero Lamar Hill und stammt aus einem Vorort der Südstaatenmetropole Atlanta in Georgia.
Hinter Lil Nas X und seiner »Old Town Road« landete in den Single-Jahrescharts das Lied »Dance Monkey« der australischen Singer-Songwriterin Tones And I, gefolgt von »Roller« von Rapper Apache 207, der Herzschmerzhymne »Vermissen« von Juju feat. Henning May, »Sweet But Psycho« von Ava Max, »Bad Guy« von der erst 17-jährigen Billie Eilish aus Los Angeles und dem Sommer-Hit »Señorita« von Shawn Mendes und Camila Cabello.
Doppelerfolg für Till Lindemann
Bei den Alben triumphierte in den JahresCharts die Band Rammstein, deren Mitglieder als Meister der Ambivalenz gelten. Nach zehn Jahren ohne neues Album verkaufte die Band allein in den ersten sieben Tagen 260 000 Einheiten, wie es von GfK Entertainment heißt. Im Laufe des Jahres blieb das Album mit Songs wie eben »Deutschland«, aber auch »Ausländer«, »Sex«, »Tattoo« und »Zeig dich« vier Wochen an der Spitze, kam auf 18 Top-Ten-Wochen. Ein großer Erfolg war auch die Tournee der Band.
Rammstein-Sänger Till Lindemann feierte noch einen weiteren Chart-Erfolg in diesem Jahr. Gemeinsam mit dem schwedischen Multiinstrumentalisten Peter Tägtgren brachte er eine zweite Platte heraus: Das Werk »F & M« stürmte ebenfalls an die Chartsspitze.
Hinter Rammstein landeten in den Album-Jahres-Charts weitere deutschsprachige Musikstars wie Sarah Connor (»Herz Kraft Werke«), Udo Lindenberg (»MTV Unplugged 2 - Live vom Atlantik«), Herbert Grönemeyer (»Tumult«) und die Schlagersängerin Andrea Berg (»Mosaik«). Von Helene Fischer, die letztes Jahr mit dem nach ihr benannten Album zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz erobert hatte, ist diesmal in den Top 10 keine Spur. Sie pausierte musikalisch.
Die Jahreswertung von GfK Entertainment wurde 2019 schon zum zweiten Mal Anfang Dezember bekannt gegeben - anders als früher, als sie erst Anfang Januar kam. Mit dem neuen Modus lieferten die Jahres-Charts dann Orientierung noch vor Weihnachten.