Zusammenhalt. Familie. Identifikation. Tradition. Emotion. Der Samstagabend beim EC Bad Nauheim stand ganz im Zeichen dieser und vergleichbarer Schlagworte. Mehr als 250 Werbepartner, GmbH-Kommanditisten und VIP-Dauerkarten-Besitzer sowie Jan Weckler als Landrat des Wetteraukreises waren der Einladung des Eishockey-Zweitligisten zum Neujahrsempfang gefolgt. So viele wie nie zuvor. Radio-Moderatorin Julia Nestle führte in der »Classic Garage« in der Steinkopfstraße, wo EC-Markenbotschafter Steffen »Fuzzy« Michel als Hausherr begrüßen konnte, durch das Programm, an dessen Ende erstmals konkrete Pläne des geplanten multifunktionellen Stadion-Neubaus gezeigt wurden. - Die Themen des Abends:
Die Marke/Das Marketing: Im Vorjahr hatte die Spielbetriebs GmbH im Bereich Sponsoring-Einnahmen die Millionen-Marke geknackt (1,3 Mio.). In dieser Saison, das berichtete Geschäftsführer Tim Talhoff, steuere man inzwischen auf einen Erlös von 1,5 Millionen zu. Dag Heydecker, zuständig für Strategie und Öffentlichkeitsarbeit, gab einen Einblick in die strategische Arbeit der GmbH. Er blickte zurück in den vergangenen Sommer, als - entgegen dem Trend - auf eine Ticketpreiserhöhnung bei treuen Dauerkarten-Kunden verzichtet worden war (»Viele Fans hatten während der Pandemie auf Rückzahlung und damit viel Geld verzichtet. Da wollten wir etwas zurückgeben«). In die Zukunft gerichtet gelte es, junge Menschen für die Roten Teufel zu begeistern. »Bevor alle Zehn- und Elfjährigen Fans vom FC Bayern werden, müssen wir sie ins Eisstadion locken. Wer in diesem Alter mal ein Spiel gesehen und die Atmosphäre gespürt hat, der kommt wieder«, ist er überzeugt.
Aufgeräumt wurde an dieser Stelle auch mit negativen Schlagzeilen. Auf die Vorfälle rund um das Krefeld-Spiel Mitte Dezember war mit insgesamt sieben Stadionverboten gegen Fans unterschiedlicher Gruppierungen reagiert worden. In Bezug auf die polizeilichen Ermittlungen nach dem Kassel-Heimspiel Anfang Januar sagte Talhoff. »Die Ermittlungen laufen noch. Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten: Die Story wurde heißer erzähltals sie war.«
Der Sport : Seit Oktober 2022 hält sich der EC Bad Nauheim in den Top Sechs. Doch: Wie lange noch angesichts von Formkurve und Ausfällen? Als Mannschaft stehe man eng zusammen, sagt Tim Coffman, der Topscorer, am Mikrofon. »Wir haben gezeigt, dass wir jeden Gegner schlagen können, und deshalb haben wir auch weiter das nötige Selbstvertrauen.« Sein kanadischer Landsmann Taylor Vause ist überzeugt: »Wir haben gezeigt, dass wir’s können, wenn es darauf ankommt. Und wir wissen, dass wir eine großartige Unterstützung haben.«
Den größten Beifall gab’s natürlich für Trainer Harry Lange nach dessen Vertragsverlängerung in der vergangenen Woche. »Hoch- und Tiefphasen gibt es überall. Aber hier in Bad Nauheim hält man zusammen. Das ist wichtig zu wissen.«
Das neue multifunktionale Stadion: Dieses Bau-Projekt entscheidet über die Zukunft von Profi-Eishockey in Bad Nauheim, und die Zeit drängt. Die aktuellen Pläne für die neue Arena sehen eine Kapazität von 4800 Zuschauern vor, darunter 1900 Stehplätze (1500 für die Heim-Fans) und 400 VIP-Plätze. Integriert ist eine dringend benötigte zweite Eisfläche. Ein Parkhaus soll mehr als 800 Fahrzeugen Platz bieten. Die Gesamtfläche, die für das Projekt verplant wird, wurde gegenüber den ursprünlichen Skizzen deutlich reduziert.
Klaus Kreß, der Bürgermeister, sprach von einem »sehr guten Weg«, den man in den vergangenen Monaten gegangen sei. Es gelte, »die Voraussetzungen für Baurecht zu schaffen«. Zugleich sieht er aber auch einen »Ritt auf der Rasierklinge« angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch das 1946 erbaute Colonel-Knight-Stadion. Man müsse das Stadion »DEL2-fähig halten, bis wir eine andere Lösung haben«.
Hand in Hand gehen Stadt und GmbH die Finanzierung an. Deutlich machte Kreß: »Leidenschaft allein reicht nicht.« Man werde privates Investment brauchen, »Unterstützung mit Herz und mit Kohle«, wie er sagt.
Andreas Ortwein, Geschäftsführer beim EC Bad Nauheim und Triebfeder des Projekts, warb um ein positives Stimmungsbild in der Stadt. Mit Fachplanern und möglichen strategischen Partnern stehe er bereits im Austausch um die Fragen nach Investitions- und Betriebskosten beantworten zu können. Ziel sei es, »schnell zu einem politischen Grundsatzbeschluss zu kommen«.