01. Oktober 2021, 05:00 Uhr

Eishockey

Wer bleibt? Wer geht?: Die Lage bei den 13 Konkurrenten des EC Bad Nauheim

Wer ist geblieben? Wer ist gegangen? Die wesentlichen Entwicklungen an den 13 Konkurrenz-Standorten der Roten Teufel gibt’s hier kompakt zusammengefasst.
01. Oktober 2021, 05:00 Uhr
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Von Michael Nickolaus
Brandon Alderson (Mitte) ist zurück in der DEL 2. Der Kanadier hatte bereits bei seinem Engagement in Heilbronn Eindruck hinterlassen. Jetzt spielt er für Landshut. FOTO: IMAGO

Bayreuth: Die Tigers sind quasi die Filiale der Roten Teufel. Peter Kujala, einst selbst vier Jahre in Bad Nauheim tätig, hat sage und schreibe neun Spieler am Roten Main versammelt, die in der Vergangenheit in der Wetterau gespielt haben. Garret Pruden beispielsweise, ein Eigengewächs des EC Bad Nauheim. Die Verpflichtung von ECN-Vorjahres-Topscorer Cason Hohmann und Ex-Freiburger Luke Pither hat den Tigers ligaweit Aufmerksamkeit gebracht. Fazit: Bayreuth ist ein Top-Ten-Kandidat.

Crimmitschau: Die Eispiraten waren im Sommer vom Abgang von Mario Richer überrascht worden. Der Trainer hatte seinen Vertrag längst verlängert, als er sich doch für ein Angebot aus Frankreich entschieden hat. Mit Marian Bazany konnte aber rasch ein Nachfolger präsentiert worden, der nahezu den kompletten Kader seines Vorgängers übernehmen muss. Die Eispiraten sind in diesem Jahr breiter aufgestellt. Auf der Torwart-Position dürften sich die Sachsen durch die Verpflichtung des Slowenen Luka Gracnar verbessert haben. Neu ist auch Thore Weyrauch, Sohn von Armin Weyrauch, des Olympia-Teilnehmers aus Bad Nauheim. Die Eispiraten sind (Pre-)Playoff-Kandidat.

Dresden: Ex-Teufel Matthias Roos hat als neuer Sportdirektor an der Elbe den wohl größten personellen Umbruch der jüngeren Klub-Geschichte vollzogen. Die Roos-Position ist in den vergangenen vier Jahren schon dreimal neu besetzt worden. Auffällig: Für die vier Kontingentstellen wurden ausnahmslos Schweden verpflichtet. Die Defensive - zuletzt ebenso routiniert wie löchrig besetzt - wurde stark verjüngt. In der Offensive wurden die deutschen Stützen Jordan Knackstedt und Vladislav Filin gehalten. Die sächsische Landeshauptstadt gehört allein schon aufgrund ihres Potenzials und ihrer mittelfristigen DEL-Ambitionen zu den Playoff-Kandidaten.

Frankfurt: Mehr Qualität, weniger Quantität: Man könnte meinen, die Löwen spielen ihren letzten Trumpf, bevor in der kommenden Saison auch andere Klubs den sportlichen Aufstieg anpeilen können. Mit Bobby Raymond, Matt Carey und Carson McMillian wurden drei Kontingentspieler direkt aus der DEL verpflichtet. Einen Top-Scorer wie Dylan Wruck haben die Löwen ebenso wie Kevin Maginot aus einem laufenden Vertrag herausgeholt. DEL-erfahrene deutsche Stürmer wie Rylan Schwartz und Tomas Sykora ergänzen die Reihe der Neuzugänge. Überraschende Personalien: Zum einen konnte für die Torwart-Position konnte keine deutsche Nummer eins gefunden werden, zum anderen hat sich der neue Coach Bo Subr bislang nur als Oberliga-Trainer einen Namen machen können. Das Ziel der Löwen ist dennoch der Aufstieg.

Freiburg: Die Wölfe waren zuletzt zweimal Hauptrunden-Dritter geworden. Jetzt muss sich zeigen, welchen Anteil Peter Russell an diesem Erfolg hatte. Der Trainer ist zum Liga-Konkurrenten Ravensburg gewechselt. Top-Scorer Andre Hult war nicht zu halten, ansonsten kann Robert Hoffmann als neuer Coach weitgehend auf bewährtes Personal setzen; unter anderem auf Top-Verteidiger Nick Pageau und den torgefährlichen Scott Allen. Patrik Cerveny muss sich als Nachfolger von Torwart Ben Meisner erst noch beweisen. Freiburg wird um die Playoffs mitspielen.

Heilbronn: Eine Wundertüte. Jason Morgan, der neue Coach, bringt Erfahrung aus Ungarn, Polen, Rumänien und Dänemark mit, ist aber auf der DEL 2-Bühne neu. Die Kern-Frage: Können die jungen Torhüter Florian Mnich und Arno Tiefensee den Falken den nötigen Rückhalt geben? Eine routinierte Absicherung fehlt. Dafür scheint der Kader offensiv - trotz des Wechsels von Dylan Wruck - stark besetzt; das beginn schon in der Abwehr, wo Brock Maschmeyer, sowie Christoph Fischer (fast 600 DEL-Spiele) und Kenny Morrision Scoring-Potenzial mitbringen. Der Schwede Karl Fabricus (38 Jahre) hat mehr als 1000 Spiele in seiner Heimat auf dem Buckel, mit Jeremy Williams, Julian Lautenschlager und Alex Lambacher kommen drei Stürmer direkt aus der DEL zu den Falken, die im breiten Tabellen-Mittelfeld um ihre Position kämpfen werden.

Kassel: Für die Huskies, den Vorjahres-Finalisten, ist es eine Übergangssaison. Der Aufstieg ist in dieser Spielzeit nach bürokratischem Fauxpas nicht möglich, sodass sicher auch der mentale Faktor, aufgrund der kurzfristig fehlenden Perspektive eine Rolle spielen wird. Stützen wie Torwart Jerry Kuhn, die Verteidiger Troy Rutkowski, Joel Keussen und Denis Shevyrin sowie die Stürmer Brett Cameron und Corey Trivino wurden gehalten, mit Dieter Orendorz und insbesondere Rückkehrer Jamie Mac Queen der Kader signifikant verstärkt. Die Huskies zählen zu den Mitfavoriten. Der Sommer wurde genutzt, um die marode Spielstätte zu modernisieren.

Kaufbeuren: Auf dem Papier ist der Kader schwächer besetzt als in der Vergangenheit. Mit Julian Eichinger, Denis Pfaffengut und Florin Ketterer haben gleich drei Defensiv-Eckpfeiler den ESVK verlassen. Das muss erst einmal kompensiert werden. Ihren Trumpf haben die Allgäuer in der Offensive, wo mit Sami Blomqvist, Branden Gracel sowie Tyler Spurgeon und John Lammers vier torgefährliche Kontingentspieler gehalten werden konnten. In den hinteren Reihen sollen eigene Talente eine Chance erhalten. Mit Kaufbeuren ist im Top-Ten-Kampf zu rechnen.

Landshut: Bei den Arbeiten an der fast fertiggestellten, modernisierten Spielstätte scheint man auf eine Geldquelle gestoßen zu sein. Die frühere deutsche Meister ist im Sommer auf eine beispiellose Shopping-Tour gegangen. Mit Marco Pfleger, Andreas Schwarz (beide Bad Tölz) und Andre Hult (Freiburg) wurden drei DEL 2-Top-Leute an den Gutenbergweg gelotst, dazu Thomas Holzmann (Augsburg, mehr als 500 DEL-Spiele) und der in der Liga umworbene Davis Koch (Heilbronn). Auf den überraschenden Abgang der Top-Scorer Zach O’Brien und Marcus Power (beide wollten ihren Vertrag nicht erfüllen) dürfte mit den nachverpflichteten Brandon Alderson und Sahir Gill qualitativer Ersatz gefunden worden sein. Trainer Leif Carlson hat nun die Aufgabe, individuelle Klasse zu einem harmonischen Team zusammenzufügen. Dann wird der Weg zum Titel über Landshut führen.

Lausitz: Mehr Weißwasserianer Identität, schnellere Integration. Die Füchse haben auf den Kontingentpositionen je offensive zwei Finnen und zwei Kanadier verpflichtet, die bereits in der vergangenen Saison miteinander gespielt haben. Den Abgang von Mac Carruth, dem verlässlichen Torhüter, sollen Förderlizenz-Keeper von Kooperationspartner Eisbären Berlin kompensieren. Aus der Hauptstadt kommt zudem Jens Baxmann, siebenfacher Meister mit mehr als 900 DEL-Einsätzen. Natürlich ist so Position zehn das Minimalziel.

Ravensburg: Erst Freiburg, jetzt Ravensburg. Ex-Teufel Daniel Heinrizi (Sportlicher Leiter) und Trainer Peter Russell wollen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen. Die enorme Qualität auf den deutschen Abwehrpositionen (drei Eckpfeiler wurden aus Kaufbeuren nach Oberschwaben gelockt) ermöglicht ein Agieren mit vier offensiven Kontingentspielern; darunter Ex-Teufel Charlie Sarault, der aus Skandinavien zurück in die DEL 2 geholt worden ist. Ravensburg ist ein Mitfavorit.

Selb: Die Porzellanstädter sind nach 34 Jahren zurück in der zweiten Liga - und starten als Außenseiter. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten an der deutsch-tschechischen Grenze sind stark limitiert. Für die Torwart-Position - in der Vergangenheit zumeist Schlüsselposition bei einem Neuling - wurde Even Weniger aus Nordamerika geholt. Die Defensive wurde mit zwei Zweitliga-erfahrenen Profis stabilisiert, und vorne setzt Trainer Herbert Hohenberger neben der Vorjahres-Top-Reihe um Ex-Teufel Lanny Gare auf Brett Thompson (zuletzt Norwegen) und Pascal Aquin (zuletzt drittklassige ECHL). Eine Top-Ten-Platzierung wäre eine Riesen-Überraschung.

Bad Tölz: Der Kader von Kevin Gaudet hat enorm an Qualität verloren; unter anderem fehlen Max Franzreb, Max French, Marco Pfleger, Andreas Schwarz, Luca Tosto, Niklas Heinzinger. Das können die Neuzugänge wohl kaum kompensieren. Der Konflikt mit Hauptsponsor Wee hat den Sommer geprägt. Klarheit gab es erst, als der deutsche Markt schon recht leer gefegt war. Das nun fehlende jugendliche Talent in der Defensive werden Marcus Götz, Ian Brady und Dominic Bohac mit Erfahrung auffangen müssen. Offensiv liegt im schlanken Kader die Last auf den bewährten Lubor Dibelka und Tyler McNeely sowie den neuverpflichteten US-Boys Cam Spiro (zuletzt Freiburg) und Grant Besse (zuletzt Wien). Abzuwarten bleibt, ob Marco Wölfl den Anforderungen an eine Nummer eins im Tor gerecht werden kann. In Tölz wird man wohl Abstriche in der Tabellenplatzierung akzeptieren müssen.



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