23. Januar 2021, 16:00 Uhr

Fußball

Spektakel beim Türkischen SV

Beim Blick auf die pausierende Gruppenliga fällt auf: Stanley Ike hat für den Türk. SV Bad Nauheim 19 Tore erzielt. 42 hat der Klub insgesamt auf dem Konto. Indes reifen in Dortelweil Aufstiegsträume.
23. Januar 2021, 16:00 Uhr
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Tormaschine: Stanley Ike hat bereits 19 Treffer für den Gruppenligisten Türkischer SV Bad Nauheim erzielt. Im Hintergrund: Cristian Bodea vom SKV Beienheim. FOTO: CHUC

Der Spielbetrieb in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West ruht seit Ende Oktober 2020. Aufgrund der im Herbst gestiegenen Inzidenzzahlen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie beschränkte sich das Geschehen in der auf 20 Vereine aufgestockten Spielklasse ausschließlich auf die Saisonmonate September und Oktober. Zwölf Spieltage gingen über die Bühne. Das ist nicht einmal ein Drittel der auf dem Spielplan fixierten 38 Durchgänge dieser Mammutsaison.

Dass der Fußballkreis Friedberg acht Vertreter in den Wettbewerb entsenden konnte, ist in der Liga-Historie ein Rekord. War der Wetterauer Fußball schon in der Vorsaison mit sechs Klubs am Start, profitierte der Kreis von der Tatsache, dass es aus den bekannten Gründen keine Absteiger in die Kreisoberliga gab. So konnten Vereine wie der SV Gronau oder der FC Karben, die unter normalen Umständen womöglich auf Kreisoberliga-Status zurückgesetzt worden wären, weiter in der Gruppenliga gegen den Ball treten. Dazu gab es aus der höchsten Klasse auf Kreisebene zwei Klubs, die in den Aufstiegslift sprangen. Neben Meister SV Steinfurth kam die FSG Burg-Gräfenrode mehr durch arithmetische Rechenspiele als durch sportliche Leistungen zum dritten Aufstieg in Folge.

Wie schlagen sich die Aufsteiger? Den Nachweis der Liga-Tauglichkeit blieben vor allem der SV Steinfurth und die FSG Burg-Gräfenrode schuldig. Torsten Hertz wurde im Karbener Stadtteil bereits vorzeitig entlassen. Mit fünf beziehungsweise vier Zählern belegen die beiden Mannschaften unter sportlichen Gesichtspunkten die letzten Tabellenplätze. Weil jedoch der TSV Vatanspor Bad Homburg aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei der Verpflichtung von Spielern aus dem Kreis Offenbach mit einem Abzug von zwölf Zählern belegt wurde, sind nun die Kurstädter mit zwei Punkten Schlusslicht.

Bester Aufsteiger ist die SG Westend auf Rang neun, die zu den vier Klubs aus Frankfurt zählt. Obwohl das Stadtgebiet die kleinste Fraktion gegenüber den je acht Teilnehmern aus dem Hochtaunus und Friedberg stellt, nehmen die Frankfurter Vertreter zwischen Rang sechs und 13 allesamt Plätze im Tabellenmittelfeld ein. Auch Hochtaunus-Aufsteiger FV Stierstadt hält sich über dem Strich, während vier der sechs Abstiegsplätze von Wetterauer Klubs belegt werden. Der FC Olympia Fauerbach (15. Platz/10 Punkte), der SV Gronau (17./7) sowie die Neulinge SV Steinfurth (18./5) und FSG Burg-Gräfenrode (19./4) würden nach jetzigem Stand in die Kreisoberliga Friedberg abrutschen.

Wer hat positiv überrascht? Der SC Dortelweil liegt mit 30 Punkten an der Spitze, gewann zehn seiner elf Spiele. Unter der Regie von Trainer Frank Ziegler besticht der SCD nicht nur wegen seiner Abwehrstärke. Nach dem punktgleichen Verfolger FC Neu-Anspach stellt Dortelweil mit neun Gegentreffern die zweitbeste Defensive der Liga. Taktisch ausgereift und mit viel Offensivgeist wurden aber auch 39 Tore markiert - der zweitbeste Wert der Klasse.

Höhepunkt war sicherlich der 6:0-Sieg gegen die personell stark besetzten drittplatzierten Sportfreunde Friedrichsdorf. Der spielende Co-Trainer Julian Mistetzky ist eher ein Vertreter der bescheidenen Worte und will sich bezüglich Aufstiegsambitionen nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Fakt ist aber auch, dass die Chance, der einzigen, wenn auch verkorksten Verbandsliga-Saison 2011/12 eine zweite in der Vereinshistorie hinzuzufügen, so groß wie lange nicht ist.

Mit 42 Toren und 28 Gegentoren sorgte der Türkische SV Bad Nauheim mit teils spektakulären Ergebnissen für Aufsehen. 4:6, 7:3, 5:3 und 7:4 sind nur einige jener ungewöhnlichen Fußball-Ergebnisse, die in eine Eishockey-Stadt wie Bad Nauheim passen. Der TSV belegt mit Rang fünf genau jenen Tabellenplatz, der diesen Leistungen entspricht.

Solide im Mittelfeld stehen der FC Karben (10.) und der SKV Beienheim (11.) mit jeweils 14 Punkten, weisen aber nur einen Puffer von vier Zählern auf die Abstiegszone aus. Während Karben mit seinem jungen Team das eine oder andere Glanzlicht setzte, wie beim 8:0-Erfolg gegen Fauerbach setzte, kam die hoch gehandelte Truppe aus Beienheim mit fünf Remis in zehn Partien und einem Torverhältnis von 16:14 minimalistisch daher. Der neue Trainer Matthias Tietz trat mit dem Ziel an, die Abwehr zu stabilisieren, »aber bei unserer Offensive hätte ich mir schon mehr Tore gewünscht«.

Wer hat den größten Eindruck hinterlassen? Torjäger Stanley Ike schlug in Bad Nauheim mit 19 Treffern voll ein. Aber auch Dortelweils Marvin Strenger beeindruckte mit 16 Toren, fünf davon markierte er in einem Spiel gegen den FV Stierstadt (5:2). Immer wieder entscheidend trat auch Spielertrainer Andreas Baufeldt mit seinen Toren in Fauerbach in Erscheinung. Im Blickfeld befinden sich Talente wie Nico Gasch (Gronau) oder Noah Pölitz (Bad Nauheim).

Was ist negativ aufgefallen? Dass vier der acht Wetterauer Klubs in der Abstiegszone stehen, lässt den herausragenden ersten Blick auf das große heimische Teilnehmerfeld in ein anderes Licht rücken. Außerdem bekam der Türkische SV Bad Nauheim gleich dreimal unangenehme Post vom Kreisrechtsausschuss. Besonders negativ benahmen sich die eigenen Anhänger beim Kreispokal-Finale in Burg-Gräfenrode gegen den Hessenligisten Türk Gücü Friedberg (2:3 nach Verlängerung).

Schließlich gab es auch noch die Kartenflut bei der Partie zwischen dem SV Gronau und der FSG Burg-Gräfenrode, die beim Stande von 4:0 abgebrochen wurde, weil seitens der Gäste gleich fünf Akteure die Ampelkarte sahen und sich ein weiterer Akteur verletzt hatte.

Was ist seit der Unterbrechung des Spielbetriebes passiert? Karl-Heinz Stete (FC Karben) und Matthias Tietz (SKV Beienheim) bleiben ihren Klubs als Trainer erhalten. In Gronau ist die Trainerstelle dagegen neu zu vergeben, da Florian Schwing sein Amt zum Saisonende niederlegt.

Wird individuell trainiert? Die meisten Trainer vertrauen Applikationen, mit denen sie die Laufwege ihrer Schützlinge auswerten können. In Beienheim beispielsweise wurde zuletzt laut Tietz »über eine Videokonferenz via Zoom ein Homeoffice-Training mit einem Athletik-Trainer angeboten.«

Wie und wann kann es weiter gehen? Der Zeitpunkt des Re-Starts ist völlig offen. Tietz hofft auf einen Trainingsbeginn im März mit der nötigen Vorlaufzeit, um »vielleicht an Ostern wieder um Punkte zu spielen.« Die Durchführung von 38 Spieltagen hält der SKV-Coach für »utopisch. Wenn die Temperaturen im Frühling steigen und das Virus es nicht mehr so leicht hat, sollten wir mit Hygienekonzepten wieder vor Zuschauern spielen dürfen.« Realistisch sei aus seiner Sicht aber nur noch die Beendigung der einfachen Runde und nebenher noch Fortführung der Pokalwettbewerbe.



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