Mit einer stark verjüngten Mannschaft geht der FV Bad Vilbel in seine vierte Saison nach dem Wiederaufstieg in die Fußball-Hessenliga. Nach Tabellenplatz zehn und zweimal Rang 13 in den beiden abgebrochenen Spielzeiten wollen sich die Grün-Weißen etablieren und - wie zu den großen Zeiten von 1992 bis 2007, als der Verein vom Niddasportfeld 15 Jahre ununterbrochen dem hessischen Oberhaus angehörte - zu einer festen Größe werden.
Leicht wird es diesmal angesichts eines fast Komplettumbruchs nicht, die Klasse zu halten. Das war es aber auch schon in den Jahren zuvor nicht, denn umfangreiche Personaländerungen sind an der Huizener Straße wahrlich nichts Ungewöhnliches.
Trainer Amir Mustafic muss in dieser Saison mehr denn je auf junge talentierte Spieler aus der Rhein-Main-Region setzen muss. Mit dabei sind zahlreiche Fußballer im jungen Alter von 18 bis 20 Jahren, die teilweise noch A-Jugend spielen können. Der Coach spricht liebevoll »von meinem Kindergarten. Einige haben schon gezeigt, dass sie gut mithalten und uns bereichern können.«
Die wenigen verbliebenen erfahrenen Akteure um den langjährigen Kapitän Thorben Knauer, Torhüter Robin Orband oder Abwehrmann Dominik Emmel sollen die jungen Wilden führen und ihnen Sicherheit geben. 21 Spieler umfasst der Kader. Der überwiegende Teil verfügt über keine Hessenliga-Erfahrung, in den Testspielen zeigten sich aber schon gute Ansätze.
Die aktuelle Situation: Trainer Amir Mustafic musste in der Vorbereitungszeit viel improvisieren, um eine ideale Formation zu finden, die in der Punktrunde wettbewerbsfähig sein soll. Die Testspielbilanz war ist mit vier Siegen, einem Remis und drei Niederlagen aber positiv. Der Coach unterteilte die Vorbereitungszeit in zwei Phasen und gab den Spielern Anfang Juli zehn Tage Trainingspause.
Kommen/Gehen: Zwölf Abgängen stehen 15 Zugänge gegenüber. Vier Stammspieler musste der Klub zu anderen Hessenligisten ziehen lassen. Ein immenser Qualitätsverlust. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Spieler, die sich erst fußballerisch weiterentwickeln müssen, diese Verluste kompensieren können. Der vom Verbandsligisten Rot-Weiss Frankfurt verpflichtete Mittelfeldspieler Marcus Weinhardt hat den Verein nach wenigen Wochen wieder verlassen. Ihm sagte die Atmosphäre in Bad Vilbel nicht zu. Eine weitere Hiobsbotschaft erhielt Mustafic erst vor wenigen Tagen. Offensivmann Vuk Toskovic, einer der wenigen erfahrenen Leute, teilte dem Coach mit, dass er ab sofort aus familiären Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. »Jetzt wird es schwer, für seine Position einen Ersatzmann zu finden«, sagt Mustafic.
Stärken/Schwächen: Die jungen Leute sind wissbegierig, Stürmer Anej Polak spielte sich mit drei Toren in den Blickpunkt. Die Japaner bringen eine gute Mentalität mit. Einige feste Größen wie Rückkehrer Alexander Bauscher und Stürmer Rayan Bouembe verpassten weite Teile der Vorbereitung, Jeff Thielmann absolvierte diese zwar komplett, setzt aber bis November sein Studium in den USA fort.
Trainer/Umfeld: Mustafic geht in sein zehntes Jahr . Seine Tätigkeiten gehen weit über die Rolle eines klassischen Trainers hinaus. Zuletzt kümmerte er sich mit Zeugwart Zlatan Salihagic um alle Belange rund um den Spielbetrieb. Kein gutes Bild gibt der Klub derzeit in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ab. Die Reserve wurde ohne Angabe von Gründen abgemeldet und die sonst von Pressesprecher Alexander Juli gepflegten sozialen Netzwerke wurden seit Oktober nicht mehr aktualisiert.
Prognose: Einzig der Klassenverbleib kann das Ziel sein. Wenn alles ideal läuft, sammelt der FV im Herbst genügend Punkte, um für die Abstiegsrunde im Frühjahr gewappnet zu sein.
Der Kader
Tor: Robin Orband, Niklas Schulze (TSG Pfaffenwiesbach).
Verteidigung: Visar Gashi, Taiyo Ushiyama (Sportfreunde Eisbachtal), Takahiro Okuno (Basara Mainz), Denis Ljuca (FSV Mainz 05 U19), Denis Hadzimusic (FSV Frankfurt U19), Dominik Emmel, Maximilian Böger (SG Kelkheim), Rodrigo David Tiago, Emre Olgun (Türkgücü Frankfurt).
Mittelfeld: Thorben Knauer, Alexander Bauscher, Filip Cirpaci (RW Walldorf), Mario Shuteriqi (SV Darmstadt 98 U19), Haris Jakubovic (VfB Ginsheim), Shimoda Kaito (Spvgg. Neu-Isenburg).
Stürmer: Anej Polak (SV Gonsenheim U19), Rayan Bouembe, Oliver Kovacic (VfB Ginsheim), Ayoub Lahchaychi, Oussama Mirrouche (RW Walldorf).
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Abgänge: Niklas Biehrer (Hanau 93), Mohamed Boukayouh, Ahmet Dogan (beide RW Walldorf), Max Steinbrecher (Hessen Dreieich), Edvin Hamzic, Misaki Saso, Jonathan Tekie, Hiroto Tochihara, Julius Wagner, Mehmet Yildirim, Marcus Weinhardt, Vuk Toskovic (alle Ziel unbekannt).