Christof Kreutzer: Warum der DEL-Trainer des Jahres 2016 zum EC Bad Nauheim kommt
Christof Kreutzer ist ein Urgestein der Düsseldorfer EG. Fünf Meistertitel hat er als Spieler gewonnen. 2016 wurde er »Trainer des Jahres«. Jetzt hat Kreutzer beim EC Bad Nauheim unterschrieben. Warum?
06. April 2018, 14:32 Uhr
Von Michael Nickolaus
Christof Kreutzer, ein Urgestein der Düsseldorfer EG, kommt mit reichlich Vorschusslorbeeren nach Bad Nauheim. (Foto: Chuc)
Er ist’s! Christof Kreutzer tritt - wie spekuliert worden war - die Nachfolge von Petri Kujala als Trainer beim EC Bad Nauheim an. Der 50-Jährige hat beim Eishockey-Zweitligisten einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Er sei »heute mit einem sehr guten Gefühl« in die Wetterau gekommen, und »das hat mir meine Entscheidung noch einmal bestätigt«, sagte Kreutzer im Rahmen einer Pressekonferenz im VIP-Raum des Colonel-Knight-Stadions.
Der Rheinländer hatte zuvor seinen ursprünglich bis 2019 datierten Vertrag mit der Düsseldorfer EG, die er während seiner dreijährigen Tätigkeit zweimal in die DEL-Playoffs geführt hatte, aufgelöst. Veröffentlicht haben die Roten Teufel zugleich die Verlängerung der Verträge mit Torwart Jan Guryca und Verteidiger Jannik Woidtke. In die Liste der Abgänge reiht sich Ersatz-Torwart Ansgar Preuss ein.
Christof Kreutzer galt - nachdem Petri Kujala um Auflösung seines Vertrags für die kommende Saison gebeten hatte - schnell als der Wunschkandidat von Geschäftsführer Andreas Ortwein und dem Sportlichen Leiter Matthias Baldys. »Christof kennt die Basis, die Arbeit im Nachwuchs- und Amateurbereich, und er war auch schon im DEL-Halbfinale, quasi ganz oben. In Bad Nauheim brauchen wir einen Arbeiter, einen Mann, der Spieler und eine Mannschaft entwickeln kann. Und dafür ist er genau der Richtige«, sagt Baldys. Vor vier Wochen hatten die Roten Teufel erstmals vorgefühlt, und nach einigen Tagen Bedenkzeit für Kreutzer die Gespräche intensiviert und schließlich zum Abschluss gebracht.
Kreutzer: Ein Leben für die Düsseldorfer EG
In Bad Nauheim schlägt Kreutzer ein völlig neues Kapitel in seinem Leben auf. Mit Ausnahme zweier Spielzeiten zu Beginn seiner Profikarriere hatte er ausschließlich für die DEG, seinen Heimatverein, gespielt (fünf Meistertitel) und gearbeitet; zuletzt in Doppelfunktion als Sportdirektor und Trainer. 2017 - nach zwei Playoff-Teilnahmen war die Saison auf Rang elf abgeschlossen worden - hat der Traditionsklub das Urgestein freigestellt. »Wer wird schon Trainer bei einem Heimatverein? Und das in der DEL? Ich hatte einen Traumjob. Die Freistellung musste ich erstmal verarbeiten. Das hat seine Zeit gedauert«, räumt er offen ein. Jetzt aber sei er »energiegeladen«, tatendurstig. Den Wechsel in die Zweitklassigkeit empfinde er dabei keinesfalls als Rückschritt. »Die DEL2 ist eine Topliga. Und wer einen Schritt zurück macht, der nimmt vielleicht nur Anlauf«, sagt Kreutzer augenzwinkernd.
Platz fünf darf man nicht als alltäglich ansehen. Und ich denke, das weiß jeder hier in Bad Nauheim realistisch einzuschätzen
Christof Kreutzer
Die Verpflichtung der DEG-Ikone - 2016 wurde der zum »DEL-Trainer des Jahres« gewählt in Verbindung mit Hauptrunden-Platz fünf der Roten Teufel in der Saison 2017/18 wird in der Wetterau für eine gesteigerte Erwartungshaltung mit Blick auf die sechste Zweitliga-Saison sorgen. »Druck hat man überall. Platz fünf darf man nicht als alltäglich ansehen. Und ich denke, das weiß jeder hier in Bad Nauheim realistisch einzuschätzen«, sagt Kreutzer, der bei der Kaderplanung der letzten Wochen von Ortwein und Baldys bereits miteinbezogen wurde.
Zeichen stehen bei Maurice Keil wohl auf Abschied
Neben der Personalie Kreutzer gaben die Roten Teufel am Donnerstag auch zwei Kontaktverlängerungen bekannt; mit Torwart Jan Guryca und Verteidiger Jannik Woidtke. Der Keeper, der Anfang August letzten Jahres am Kreuzband operiert worden war, hatte während der Playoff-Trainingseinheiten immer mal wieder zum Belastungstest auf dem Eis gestanden; frei von Beschwerden. »Es ist wichtig, einen erfahrenen Mann in der Hinterhand zu haben; einen, der bereit ist, unseren Weg mitzugehen, auch wenn vielleicht mal ein junger Torhüter vorgezogen wird.« Mit Woidtke wiederum verbindet der neue Coach der Teufel eine gemeinsame Vergangenheit. Bereits im Schüler-Alter hatte er den 26-Jährigen an der Düsseldorfer Brehmstraße gecoacht. »Er ist schuss- und laufstark, und er wird eine gute Leistung bringen. Sonst weiß er, was ihm blüht.«
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Das Torwart-Duo Boutin/Guryca soll durch einen Förderlizenz- und einen Nachwuchs-Keeper ergänzt werden, führte das Dreigestirn Ortwein/Baldys/Kreutzer weiter aus. In der Verteidigung sollen zu Daniel Stiefenhofer, Garret Pruden und eben Woidtke noch drei Vertragsspieler, drei Förderlizenzspieler und ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bereit stehen. Im Angriff planen die Roten Teufel neben Radek Krestan, Max Brandl und Nico Kolb mit neun weiteren Vertragsspielern, zwei Förderlizenzen und einem Talent aus dem eigenen Nachwuchs. Ein Name fehlt komplett in den Planungen: Maurice Keil; in der vergangenen Saison an Crimmitschau ausgeliehen, in Bad Nauheim allerdings noch unter Vertrag. »Wir stehen mit dem Berater in Kontakt, um zu entscheiden, wie es mit Maurice weitergeht«, sagt Ortwein auf Nachfrage. Das klingt nach einer Trennung.
Info
Christof Kreutzer im Kurz-Porträt
Der Sportler / Kreutzer bestritt 403 Spiele in der höchsten Spielklasse (Bundesliga/DEL). Mit der DEG wurde er fünfmal Deutscher Meister. Mit Ausnahme zweier Zweitiliga-Spielzeiten zu Beginn seiner Karriere (Ratingen/Solingen) hat Kreutzer ausnahmslos für die DEG gespielt – als Verteidiger.
Der Trainer / Kreutzer coachte im Amateur - und Nachwuchsbereich der DEG, stieg zum Co- und 2014 zum Chef-Trainer auf. Er erreichte das Halb- (2015) und das Viertelfinale (2016). Im dritten Jahr verpasste er die Playoffs (Rang elf) und wurde – trotz Vertrags bis 2019 – freigestellt. Bundestrainer Marco Sturm, dem Kreutzer beim Deutschland-Cup 2016 assistiert hatte, hat ihn zuletzt ins Scouting eingebunden.
Der Mensch / Kreutzer wurde am 26. Mai 1967 in Uerdingen geboren und ist – wie sein jüngerer Bruder Daniel – quasi im Stadion an der Brehmstraße groß geworden. Die Eltern betrieben die Stadion-Gastronomie. Christof Kreutzer trat nach dem Ende der aktiven Laufbahn in deren Fußstapfen, leitete das »Sportrestaurant«, ehe er seine Arbeit im Nachwuchs intensivierte. Kreutzer ist verheiratet, hat zwei Töchter (22/25) und einen Hund.