25. Januar 2023, 07:00 Uhr

Handball

»Offensive Abwehr gefällt mir«

Aufmerksamer Beobachter der Handball-WM ist der in Neu-Anspach lebende A-Lizenz-Trainer »Lucky« Cojocar, der die WM und das DHB-Team für den UA unter die Lupe nimmt.
25. Januar 2023, 07:00 Uhr
So kennt man ihn, ruhig und konzentriert am Spielfeldrand: Lazar »Lucky« Cojocar. Der A-Lizenz-Inhaber aus Neu-Anspach, der lange Jahre die Drittliga-Handballerinnen der HSG Kleenheim trainierte, verfolgt intensiv die aktuelle Männer-WM. FOTO: IMAGO

Der Lehrer an der Neu-Anspacher Adolf-Reichwein-Schule trainiert selber seit Januar 2018 den Frauenhandball-Drittligisten SV Germania Fritzlar. Für diese Tätigkeit fährt der 52-jährige Rumäne mehrmals pro Woche in Richtung Nordhessen. Zuvor war er unter anderem beim Zweitligisten HSG Kleenheim, dem Zweitligisten HSG Bensheim/Auerbach und hier im Hochtaunus als Trainer und Spieler bei der SG Anspach sowie dem TV Idstein aktiv.

Sie sind in den vergangenen Jahren regelmäßig vor Ort gewesen bei den internationalen Höhepunkten der Handball-Szene. Diesmal auch?

Dieses Mal leider nicht. Ich wäre sehr gerne beim Final-Wochenende in Schweden dabei, aber der Spielplan meiner Mannschaft lässt das nicht zu. Wir spielen am Samstag bei der zweiten Mannschaft der Werkselfen in Leverkusen. Daher schaue ich alles im Fernsehen. Ich habe die Spiele der Deutschen und bei Gelegenheit ausgesuchte Begegnungen geschaut. Ab dem Viertelfinale versuche ich natürlich, alle Spiele zu sehen.

Bei jeder WM oder EM gibt es neue Schwerpunkte, die die Ausrichtung des Handballs bestimmen. Wo liegt diesmal der Schwerpunkt bei den Teilnehmern? Oder gibt es unterschiedliche Ansätze? Was haben Sie festgestellt?

Ich freue mich, dass es den VAR gibt, der den Schiedsrichtern ermöglicht, kritische Situationen noch einmal zu checken, denn beim Handball geht alles so schnell. Da gibt es anders als beim Fußball kein Mittelfeldgeplänkel, sondern nur Angriff und Abwehr. Was mich sehr freut, ist, dass die Abwehrreihen bei dieser WM oft offensiv decken. Dadurch spielen auch die Torhüter eine noch größere Rolle, wie man gerade bei Schweden mit Palicka und Deutschland mit Wolff sieht. Denn sie müssen jetzt viele Eins-gegen-Eins-Situationen abwehren, da weniger aus dem Rückraum geworfen werden kann.

Wie beurteilen Sie das deutsche Team? Was läuft besser als in den vergangenen Jahren?

Ich habe einen Riesenrespekt vor Alfred Gislason. Er ist eine absolute Persönlichkeit im Welthandball. Er strahlt immense Autorität aus, ist aber etwas etwas lockerer geworden als früher. Auffällig ist, dass das DHB-Team, anders als viele andere Mannschaften, eigentlich ohne sogenannten Unterschiedsspieler auftritt, bis auf eventuell Wolff. Das deutsche Angriffsspiel ist top, und die Stimmung innerhalb des Teams ist offensichtlich super. Ich traue denen ganz viel zu.

Was muss jetzt passieren, damit es zu mehr als dem Viertelfinale reicht? Wie schätzen Sie den den kommenden Gegner Frankreich ein?

Ich persönlich hätte mir lieber Spanien gewünscht, aber du kannst dir nichts aussuchen. Die Franzosen haben einen krachenden Rückraum. Gut ist, dass wir dagegen noch ein offensives Deckungssystem haben. Gegen Norwegen haben wir eine gute deutsche 3:2:1-Deckung gesehen, dafür hat diesmal aber der Angriff nicht so überzeugt, sondern zu viele Chancen liegengelassen.

Was ist das überragende Team der WM? Oder gibt es mehrere?

Schwierig, das zu beantworten. Ich sehe da die üblichen Verdächtigen wie Dänemark, Spanien, Frankreich und Schweden. Und ich freue mich, dass Deutschland wieder unter diesen Teams mitmischt.

Was können Sie von dieser Männer-WM für sich als Trainer eines Frauen-Drittligisten mitnehmen und eventuell anwenden?

Ich habe sehr interessiert die offensiven Deckungsformationen beobachtet. Da kann man sich sehr gut etwas abschauen, egal, ob für Männer oder Frauen. Ansonsten kann man sich noch ein super Beispiel daran nehmen, wie das ganze deutsche Team als Mannschaft mitfiebert und miteinander harmoniert, egal, wer auf oder neben dem Spielfeld ist.

Und was erhoffen Sie sich generell als Effekt von dieser WM, auch oder gerade für den Nachwuchs und die Teams in den Ligen auf Bezirksebene ?

Ich wünsche ich mir, dass diese Mannschaften das Miteinander im Team abschauen und Handball über diese WM wieder mehr in den Vordergrund beim Nachwuchs rückt.



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