Das Lob kam aus berufenem Munde. »Glückwunsch an Gießen, sie haben heute wirklich gut gespielt«, konstatierte Alejandro Garcia Reneses. Der spanische Trainer von Alba Berlin wusste nach dem knappen 102:96-Sieg am Dienstagabend in der Osthalle ganz genau, dass letztlich in der Crunch-Time kleine Fehler seitens des Underdogs dazu geführt hatten, dass seine Mannschaft einer Blamage entgangen war.
Davon konnte sich die couragiert und auf Augenhöhe mit dem a mtierenden deutschen Doublesieger spielende Mannschaft von Trainer Rolf Scholz nichts kaufen. Am Ende stand sie erneut mit leeren Händen da und mit der Gewissheit, ein Wunder muss her, damit die Gießen 46ers nach dem letzten Spieltag am 8. Mai nicht den Weg in Liga zwei antreten müssen.
Aktuell hat der Tabellen-16. Mitteldeutscher BC vier Punkte Vorsprung auf die Gießener, dazu den gewonnenen direkten Vergleich, aber nur noch vier Pflichtpartien bis zum Hauptrundenende. In gefährlichen Abstiegsgefilden bewegt sich auch noch s. Oliver Würzburg. Das Team des Ex-Gießener Trainers Denis Wucherer weist wie der MBC 16 Pluspunkte auf, hat aber ebenfalls den besseren direkten Vergleich gegenüber Gießen und hat dazu noch sieben Spiele zu absolvieren.
Punktgleichheit mit beiden Teams können sich die 46ers am Ende nicht erlauben - wegen des verlorenen direkten Vergleichs. Somit müssen sie letztlich einen Sieg mehr vorweisen. Und das heißt, sie müssen mindestens drei aus den nächsten fünf Begegnungen gewinnen und hoffen, dass der MBC keinen Sieg mehr einfährt.
Gießens Cheftrainer Scholz gibt sich noch lange nicht geschlagen. Natürlich ist ihm bewusst, dass es das Wunder für die Rettung braucht. Aber solange es irgendwie noch möglich ist, glaubt er daran. Nach dem Berlin-Heimspiel war der 40-jährige gebürtige Gießener von der Leistung seiner Mannschaft angetan. »Das war eines unserer stärksten Spiele - und das gegen eine gute Berliner Mannschaft.« Hinten heraus habe sich sein Team mit dem einen oder anderen Ballverlust das Leben unnötig schwer gemacht. »Sicherlich ist das ärgerlich, aber wir haben auch viele gute Sachen gesehen. Sieben Spieler konnten ausgeglichen zweistellig scoren - und wir haben den Ball gut laufen lassen und insgesamt 27 Assists produziert«, erklärte er.
Scholz wünscht sich, dass diese Leistung mit in die nächsten Wochen übertragen wird. Darauf liege der Fokus. »Wir haben noch fünf Spiele und da geht es um alles. Wenn wir diese Leistung da abrufen können, haben wir Chancen, in der Liga zu bleiben.« Am 24. April gastiert der Tabellenführer Riesen Ludwigsburg in der Osthalle. Am 30. April geht es für die 46ers zum Aufsteiger nach Chemnitz, ehe die drei Spiele im Mai (2. gegen Vechta, 4. in Bamberg und 8. gegen Braunschweig) die Saison 2020/21 abschließen.
Bereits am heutigen Donnerstag will die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat der Gießen 46ers in einer Pressekonferenz das entwickelte Zukunftspapier des Klubs vorstellen. Eine personelle Entscheidung ist bekanntlich schon in der vergangenen Woche gefallen. Die Gießen 46ers und der geschäftsführende Sportdirtektor Michael Koch gehen nach der Saison getrennte Wege. Da darf man gespannt sein, welche personelle Überraschung die 46ers-Verantwortlichen heute bei der PK präsentieren wollen.