Mit einem neuem Kreisläufer und dem höchsten Bundesligasieg der Vereinsgeschichte im Gepäck geht es für die Handballer der HSG Wetzlar heute Abend um 19:05 Uhr in ihr fünftes Saisonspiel. Erstliga-Rückkehrer HSV Hamburg wartet in der Barclaycard-Arena auf die Mannschaft von Trainer Benjamin Matschke mit mindestens ebenso breiter Brust auf die Mittelhessen.
Der HSVH - Kein »normaler« Aufsteiger: Die Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen scheint beim HSV perfekt zu passen. Die Neuzugänge Johannes Bitter, Manuel Späth, Azat Valiullin und Casper Mortensen stehen für Qualität und Erfahrung und haben in den ersten Spielen bereits gezeigt, dass sie dem Aufsteiger die erhoffte Verstärkung sind. »Da haben sie sich extreme Qualität hinzugeholt, die ihnen auch Stabilität verleiht«, erklärt Matschke. »Daran wachsen ein Stück weit auch die jungen Spieler, die unbekümmert aufspielen können.«
Hier macht vor allem Leif Tissier im Spielaufbau von sich reden, der seine Nebenleute gut einzusetzen weiß und im Zweifel selbst da hingeht, wo es weh tut. Jan Forstbauer rechts und Finn Wullenweber im linken Rückraum überzeugen mit präzisen Gewaltwürfen aus dem Positionsangriff. »Sie verteidigen sehr gut, sehr kompakt, sehr druckvoll am Mann, mit einem guten Umschaltspiel«, warnt Matschke. »Tissier und Mortensen machen den Ball schnell, wenn es nach vorne geht. Wenn dann Bitter und Jens Vortmann, die so viel Erfahrung ausstrahlen, auch noch halten, wird es für jede Mannschaft schwer. Das hat man am Beispiel Rhein Neckar Löwen gesehen.« Heißt für die HSG: Clevere Lösungen gegen die Hamburger Defensive plus Torhüter finden, ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legen und die technischen Fehler minimieren.
Wie sind die Teams in die neue Saison gestartet: Nach zwei Niederlagen zum Einstieg in die Bundesliga gegen Frisch Auf Göppingen und beim Bergischen HC haben die Hamburger in den letzten drei Spielen fünf Punkte eingesackt. In der eigenen Arena schlug man die Rhein Neckar Löwen mit 32:27. Auf der darauffolgenden Auswärtstour trotzte die Mannschaft von Coach Torsten Jansen erst dem SC DHfK Leipzig ein 27:27-Unentschieden ab, um danach beim TVB Stuttgart mit 34:26 eine starke Duftmarke zu setzen. Rang sieben, und damit einen vor der HSG, ist der Lohn - und der Respekt der Liga ist den Hansestädter schon sicher. Bei den Wetzlarern stehen den zwei Auswärtsniederlagen zwei Heimsiege gegenüber. Trotz zweier engagierter Auftritte in Berlin und Magdeburg gab es in fremden Hallen noch nichts zu holen. Dafür hat die HSG nach fünf erfolglosen Jahren gegen den TBV Lemgo-Lippe gewonnen und gegen die TSV Hannover-Burgdorf eine grandiose Vorstellung abgeliefert.
Aufarbeitung des Rekordsieges: »Es gilt bei solchen Ergebnissen trotzdem über Dinge zu sprechen, die wir besser machen müssen«, bremst Matschke die Euphorie im eigenen Lager. Elf technische Fehler gegen die TSV Hannover-Burgdorf waren ihm zu viel. »Das war Rekord, so viele hatten wir bisher noch nie. Und der Rückzug war auch schlecht«, legt er nach. Die ansonsten beeindruckende Vorstellung seiner Jungs konnte er allerdings nicht abstreiten. In acht intensiven Trainingseinheiten konnte man sich eine Woche lang auf Hannover vorbereiten. »Die Jungs hatten unter der Woche gut Puls, wir haben gut trainiert und an Feinheiten gearbeitet. Es war von A bis Z eine gute Woche und schön, dass wir dann so ein Ergebnis hatten.
Der »Neue« am Kreis: Nach dem Kreuzbandriss von Patrick Gempp sind die Grün-Weißen auf der Kreisläuferposition noch einmal aktiv geworden. Am Montag wechselte Tomislav Kušan vom nord-mazedonischen Topclub RK Eurofarm Pelister nach Mittelhessen und erhielt am Mittwoch die internationale Freigabe. Somit fährt der 26-jährige Hüne nicht nur als Zuschauer mit nach Hamburg, sondern kann auch gleich zu seinem ersten Einsatz für die Grün-Weißen kommen. »Es ist toll, dass das geklappt hat«, freut sich HSG-Geschäftsführer Björn Seipp. »Für ihn gilt es natürlich aber erst einmal Anschluss ans Team zu finden und sich zu akklimatisieren. Bis Hamburg hat er gerade zwei Einheiten mit unserer Mannschaft absolvier.« Wetzlar ist erste Bundesligastation für den dreifachen kroatischen Nationalspieler.