Der FC Bayern München verlangt einen 3G-Nachweis, Borussia Dortmund lässt mit wenigen Ausnahmen keine Getesteten, sondern nur Geimpfte oder Genesene (2G) rein. Der FSV Mainz 05 setzt mit der »2-G-plus«-Regel auf eine Zwischenlösung: Neben Bereichen für ausschließlich Geimpfte und Genesene gibt es auch ein geringes Kontingent für negativ Getestete. Fest steht: Es herrscht ein Zuschauer-Wirrwarr bei den Fußballvereinen, die unter Auflagen seit dieser Saison wieder mehr Fans empfangen dürfen. Manchen Vereinen geht die Teilöffnung nicht weit genug. Sie drängen auf mehr Besucher und drohen mit rechtlichen Schritten - mit Erfolgsaussichten?
50 Prozent Auslastung, maximal 25 000 Zuschauer: Diese Grundregel hat die Politik den Klubs der zwei höchsten Spielklassen im Fußball auferlegt. Während bei Kulturveranstaltungen mit einem 2-G-Konzept teilweise alle Plätze belegt werden dürfen, bleiben die Ränge vieler Vereine teilweise leer. »Es wird Zeit, dass das ›Team Vorsicht‹ aufpasst, dass es nicht zum ›Team weltfremd‹ wird«, hatte der scheidende Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, zuletzt gemahnt.
Hoffnung macht vielen Profiklubs die Entscheidung des Hamburger Senats vom Dienstag: Zweitligist Hamburger SV darf das Volksparkstadion unter 2-G-Bedingungen wieder voll auslasten, auch wenn die Hamburger aus organisatorischen Gründen darauf am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg noch verzichten. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hatte zuletzt einen solchen Beschluss gefordert. »Wenn die überwiegende Mehrheit der Zuschauer geimpft und die Kinder getestet sind, halte ich Fußballspiele vor gut gefüllten Häusern für ein verantwortbares Risiko«, sagte Watzke der »Welt am Sonntag«.
Dass neben dem HSV-Stadion weitere Arenen unter der 2-G-Voraussetzung in wenigen Wochen wieder komplett besetzt sein dürfen, hält Verfassungsrechtler Björn Schiffbauer für »relativ wahrscheinlich«. Schließlich könne die 2-G-Regelung den öffentlichen Gesundheitsschutz wohl gewährleisten. »Die Freiheit von Vereinen und Zuschauern weiter einzuschränken, wäre somit unverhältnismäßig«, sagte Schiffbauer, der auch Mitglied im Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ist.
Das Problem: Nicht alle Bundesliga-Clubs ziehen bei der 2-G-Regelung mit. Der FC Bayern setzt bislang ebenso auf 3-G wie Hertha BSC. Mainz testet am Wochenende eine Zwischenlösung. »Wir wollen die Nur-Getesteten nicht ausschließen«, hatte der Mainzer Vorstandschef Stefan Hofmann zuletzt im Interview der »Bild«-Zeitung gesagt. Aber: »Es dürfte ohne 2-G deutlich schwieriger zu argumentieren sein, die Stadien wieder voll zu öffnen«, so Schiffbauer.
Sollten die Fußball-Vereine - vor allem unter Berücksichtigung der 2-G-Regel - ihre Zuschauerkapazität nicht erhöhen dürfen, haben einige Klubs rechtliche Schritte angedroht. »Wir würden uns einer Klage anschließen«, sagte Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic. Und auch Watzke, der zunächst auf einen Dialog mit der Politik setzen will, schloss juristische Maßnahmen als »Ultima Ratio« nicht aus.
Über die Erfolgsaussichten dieser Klagen könne keine pauschale Aussage getroffen werden, sagte Schiffbauer.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt Hoffnung auf zumindest vollere Stadien gemacht. Man könne die Teilnehmerzahlen für Geimpfte und Genesene anders rechnen als Getestete, erklärte der CDU-Politiker. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte: »Leider ist es auch unter 2-G-Bedingungen im Moment noch nicht sinnvoll, die Stadien ganz zu füllen.«