Alfred Gislason war die Erleichterung über die Rückkehr des Kieler Star-Trios für die wegweisende Olympia-Qualifikation deutlich anzumerken. Im Kampf um das Tokio-Ticket vom 12. bis 14. März in Berlin kann der Handball-Bundestrainer wieder auf die bei der historischen WM-Pleite schmerzlich vermissten Leistungsträger Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold vom deutschen Rekordmeister und Champions-League-Sieger bauen. »Das sind drei Spieler, die schon sehr lange im Deckungsverbund zusammenspielen. Damit haben wir wieder einen Innenblock, der zu den besten der Welt gehört«, sagte Gislason.
Im 19-köpfigen Aufgebot, das der 61 Jahre alte Isländer am Montag bekannt gab, stehen zudem die bei der Weltmeisterschaft ebenfalls ausgefallenen Rückraumspieler Fabian Wiede und Sebastian Heymann. »Wir haben damit mehr, viel mehr Erfahrung und deutlich mehr Breite im Kader als bei WM«, frohlockte Gislason. »Unser klares Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Gegner und Programm stellen eine große Aufgabe dar. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Aufgebot bereit für diese Herausforderung sind.«
Bei der Ausscheidung in der Hauptstadt trifft die DHB-Auswahl auf den WM-Zweiten Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Algerien. Die ersten zwei Teams qualifizieren sich für die Sommerspiele, wo die deutsche Mannschaft um die Medaillen spielen will. Große Überzeugungsarbeit bei den Rückkehrern musste Gislason nicht leisten. »Sie sind alle sehr stolz, für Deutschland aufzulaufen, und haben sofort zugesagt«, berichtete der Bundestrainer.
Prominenteste Opfer in Gislasons Personal-Puzzle sind die beiden Europameister Finn Lemke und Jannik Kohlbacher. Der Abwehrspezialist von der MT Melsungen und der Kreisläufer von den Rhein-Neckar Löwen, die seit dem EM-Triumph 2016 zu festen Größen im DHB-Team gehörten, hatten das Nachsehen gegen Johannes Golla. Der 23-Jährige vom Bundesliga-Tabellenführer SG Flensburg/Handewitt erhielt als einer der wenigen WM-Gewinner den Vorzug.
Anders als bei der Endrunde am Nil, die das DHB-Team als Zwölfter mit dem schlechtesten Ergebnis der Verbandsgeschichte abschloss, soll es in Berlin keine Nebengeräusche geben. Der Wirbel um die heftige Kritik von Torwart Andreas Wolff am freiwilligen WM-Verzicht seiner früheren Kieler Teamkollegen sowie die Diskussionen um Kapitän Uwe Gensheimer sind abgehakt. »Es hat viele Gespräche gegeben. Wir haben alle diese Themen aus der Welt geschafft«, versicherte Gislason. Auch der Bundestrainer hat bei seinem ersten Turnier dazugelernt. Anders als vor der WM, wollte er sich in der Torwartfrage noch nicht auf ein Ranking festlegen. Wie in Ägypten hat er die Wahl zwischen Wolff sowie den Routiniers Johannes Bitter und Silvio Heinevetter.
Der Großteil der deutschen Mannschaft trifft sich bereits am Samstag in der Hauptstadt, nachdem die Handball-Bundesliga einige Spiele auf Wunsch des DHB vorverlegt hat.