10. Februar 2018, 13:00 Uhr

Schwerer Job

Wetterauer Hebammen plagen Sorgen

»Wir haben keine Lobby«, sagt Hebamme Sandra Törmer. Sie und ihre Kolleginnen haben mit vielen Problemen zu kämpfen, etwa fehlende Anerkennung und schlechte Bezahlung.
10. Februar 2018, 13:00 Uhr
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Von Laura Kaufmann
Geht es dem Kind gut? Eine Hebamme hört mit einem CTG die Herztöne des Ungeborenen ab. (Symbolfoto: dpa) (Foto: Uli Deck (dpa))

Hebammen haben es nicht leicht: Die Versicherungskosten für freiberufliche Geburtshelferinnen sind stark gestiegen, der Schichtdienst in den Kliniken ist anstrengend. Die WZ hat mit drei Hebammen über ihre Arbeit und Probleme gesprochen.

 

Vanessa Hildmann ist 24 Jahre alt und im dritten Berufsjahr. Sie ist im Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhaus angestellt, betreut freiberuflich zudem Frauen im Wochenbett. Sie sagt: Viele freiberufliche Hebammen sind zurück in die Kliniken gegangen, weil die Haftpflichtversicherung steigt, weil sie Qualitätsmanagement nachweisen müssen – weil es vieles gibt, das es früher so nicht gab ... Im Frankfurter Raum werden inzwischen Wochenbettambulanzen angeboten, das sind Sprechstunden wie beim Arzt. Dahin können Frauen gehen, wenn sie keine Hebamme gefunden haben ... Viele Frauen im Wochenbett wenden sich bei Stillproblemen an ihren Frauenarzt oder zur Gewichtskontrolle der Kinder an den Kinderarzt. Die Ärzte müssen aufarbeiten, was die Hebammen nicht gestemmt bekommen ... Bei Fragen und Problemen kann man auch in die Stillsprechstunde oder zum »Meet and Feed« – einem Treff für Schwangere und Mütter – ins Hochwaldkrankenhaus kommen ... Der Beruf macht mir großen Spaß, aber er ist viel stressiger, als ich gedacht habe ... Es ist schön, wenn ich Frauen helfen und gut betreuen kann ... Man startet nur einmal ins Leben, es ist wichtig, dass der Start gut verläuft.

 

+++ bei der Hebammen-Suche ist derzeit Geduld gefragt

 

Sandra Törmer aus Florstadt arbeitet seit 21 Jahren als Hebamme. Sie ist in einer Frankfurter Klinik angestellt, betreut zudem freiberuflich Schwangere. Sie sagt: Für Hebammen gibt es keine Lobby. Wir werden eher noch gedrückt – vom Krankenkassenverband oder in den Kliniken ... Einen Hebammenmangel gibt es eigentlich nicht. Es gibt nur viele Hebammen, die wegen der hohen Haftpflichtversicherung nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten ... Jetzt wird versucht, die schlechte Versorgung mit Hebammensprechstunden zu kompensieren, aber das ersetzt keinen Wochenbettbesuch ... Wir müssen die Frauen nicht suchen, die Frauen finden uns ... In Frankfurt ist die Situation schlimmer als in der Wetterau. Da gehen Frauen aus der Klinik nach Hause und haben keine Hebamme ... Da kümmert sich keiner, irgendwie funktioniert es ja ... Eine Schwangere hat zwar den Anspruch auf die Hilfe einer Hebamme, aber eben kein Recht auf eine Hebamme ... Es gibt wieder mehr Geburten. Es wurde versäumt, die Versorgung zu gewährleisten.

 

Alexandra Specka aus Reichelsheim ist 38 Jahre alt, sie wirkt seit vier Jahren als Hebamme, hat zuvor als Krankenschwester gearbeitet. Specka betreut freiberuflich Schwangere. Sie sagt: »Wir haben im Wetteraukreis eigentlich genug Hebammen. Aber manche arbeiten nur in der Klinik, manche machen nur Nachsorge. Für Schwangere ist die Suche oft schwierig ... Ich sage im Durchschnitt bestimmt vier oder fünf Frauen pro Tag ab. Es tut mir immer unendlich leid ... Ich mache überwiegend Nachsorge und betreue etwa drei bis fünf Frauen pro Monat. Das klingt wenig, ist es aber nicht, denn direkt nach der Geburt ist man fast jeden Tag bei den Frauen ... Einige Kolleginnen bieten jetzt aus der Not heraus Wochenbettambulanzen an. Ich finde, man schneidet sich damit ein bisschen ins eigene Fleisch, denn mit der eigentlichen Hebammenarbeit, der aufsuchenden Wochenbettpflege, hat das nichts zu tun ... Klar, die Krankenkassen nehmen das gerne an, es ist auch viel einfacher, da müssen keine Fahrtkosten gezahlt werden.



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