09. April 2019, 20:21 Uhr

Wenn der Vater mit dem Sohne

09. April 2019, 20:21 Uhr
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Von Hanna von Prosch
Im Zusammenspiel zeigt das hohe Niveau der Musiker. (Foto: hms)

Nicht nur die beiden Bratschisten Vater Eugen und Sohn Wolfgang Tluck,sondern auch Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach standen sich im ersten Galakonzert 2019 der neuen Kurkonzerte verwandtschaftlich gegenüber. Ausgewählt hat diese »herrlichen« Paare Karin Hendel, die das Marburger Kammerorchester leitet.

Den Rahmen für die musikalischen Vater-Sohn-Beziehungen bildeten die Suite in E-Dur des amerikanischen Komponisten Arthur Foote und »Idyll«, eine Suite von Leoš Janácek. Foote hatte diese Suite 1907 für die Bostoner Symphoniker mit 60 Streichern geschrieben. Neben seiner Kammermusik wurde dies eines der beliebtesten Orchesterwerke. Er blieb allerdings weitgehend unbekannt. Mit Präludium und Fuge lehnt er sich an seine langjährige Tätigkeit als Organist an. Der ausgedehnte Pizzicato-Satz erfordert Präzision, das Adagietto dagegen viel Emotion. Karin Hendel führte dabei akzentuiert und klar den Taktstock.

Vor ziemlich genau 300 Jahren schrieb J. S. Bach die sechs Brandenburgischen Konzerte. An Konzert Nummer drei habe das Orchester so viel Spaß gehabt, das sie es alle zusammen spielen wollten, erklärte Hendel. Dadurch entstand aber eine Dichte auf Kosten der Transparenz und der spritzigen Übergänge. Hendel selbst übernahm die Solovioline mit zwei weiteren Violinistinnen. Die beiden Solisten Eugen und Wolfgang Tluck reihten sich ins Orchester ein, bevor sie in der kleinen Besetzung im 6. Brandenburgischen Konzert virtuos hervortraten. Es war ein seltener Augenblick des Zusammenspiels, denn Eugen Tluck spielt im BR-Rundfunkorchester in München, und sein Sohn ist Mitglied des HR-Sinfonieorchesters in Frankfurt. Wunderschön gestalteten sie das dynamische Vorantreiben der Stimmen, der eine in väterlicher Souveränität, der andere leidenschaftlich in lebendiger Mimik. Deutlich trat der außergewöhnlich schöne, dunkle Gesamtklang durch die beiden Bratschen, das Violoncello solo und Basso continuo hervor, ursprünglich ergänzt durch zwei Violen da Gamba hier durch zwei weitere Celli. Celli und Bass verliehen dem stellenweise mit Intonations- und Temposchwächen musizierenden Orchester immer wieder Kraft und Glanz. Ihr korrespondierendes Zusammenspiel machte über das ganze Konzert hin Freude.

Ambitionierte Laien

Die Weiterentwicklung der Barockmusik zu einem modernen Stil hin konnte Carl Philipp Emanuel Bach am konservativen Hof von Friedrich dem Großen nicht erreichen. Das gelang ihm erst, als er bereits 56-jährig als Nachfolger von Telemann die Stelle an den fünf Hauptkirchen in Hamburg bekam. Seine Sinfonie in G-Dur zeigte einen deutlichen klassischen Anklang mit Akzentuierung in den Tutti. Zu wenig Augenpaare in den Violinen konnten sich jedoch von den Noten lösen, um die eingeforderte Kraft oder Leichtigkeit der Dirigentin aufzunehmen, wobei die dynamischen Ausprägungen durchweg gut gelangen. Das Orchester, überwiegend aus ambitionierten Laien bestehend, überzeugte schließlich mit der 27 Minuten dauernden tänzerischen Idyll-Suite von Leoš Janácek. Die Frische der sieben slawisch geprägten Sätze machte offensichtlich Spaß – nicht nur den Musizierenden sondern auch dem Publikum, wie man am Schlussapplaus erkennen konnte.



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