Es ist schon eine lange Tradition, dass das Collegium Musicum in der Burgkirche zu Nieder-Rosbach auftritt. Der Bogen spannte sich beim Konzert wieder vom Barock bis zur Neuzeit, unterstützt durch die ausführlichen Erläuterungen und Musikbeispiele vom musikalischen Leiter Joachim Etzel.
Zu Beginn hörte man William Boyce (1710-1779, der zu seiner Zeit berühmt war, später vergessen und noch später wiederentdeckt wurde. Das Orchester spielte drei Sätze der Symphony Nr. 5, wobei die Oboen eine reizvolle Führungsrolle übernahmen.
Dann folgten fünf Menuette und sechs Trios für Streicher von Franz Schubert (1797-1828), vermutlich 1813 komponiert. Schubert wuchs unter bedrückenden Umständen im kinderreichen Haushalt eines Lehrers auf. Er selbst wurde bei seinem Vater Hilfslehrer. Gleichwohl gelang es ihm einer der wichtigsten Vertreter der Romantik zu werden und zahlreiche Melodien zu schaffen, die Volksgut geworden sind. Seine persönlichen Stimmungen zeigen sich auch in seiner Musik: Die Menuette gleichen zuweilen durchaus einem Ländler wechseln aber zuweilen auch in melancholische Stimmungen.
Fundierte Erläuterungen
Dann erfolgte ein Ausflug in die Moderne mit Peter Jona Korn (1922-1998). Der hochbegabte Korn musste wegen seiner jüdischer Abstammung Deutschland 1933 verlassen, ging nach Palästina und England, dann in die USA, erhielt in Los Angeles eine Professur, kehrte nach Deutschland zurück und war 1967 bis 1987 Direktor des hochangesehenen Richard-Strauß-Konservatoriums in München. In den vier Stücken für Streicher wechseln sich die unterschiedlichsten Klangfarben und Kompositionstechniken ab. Es beginnt ähnlich wie ein klassisches concerto grosso, die Rhythmen verzahnen sich teilweise, neue Melodien tauchen auf, Ritornelle werden eingeschoben und Zwischenspiele lockern die Sätze auf. Insbesondere in der Romanze konnte man ein reizvolles Wechselspiel zwischen Geigen, Bratsche und Cello erleben. Dank der fundierten Erläuterung durch Joachim Etzel erschloss sich das Verständnis für das Stück.
Zum Schluss wurde eine einsätzige Kirchensonate (KV 278) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) aufgeführt, die vermutlich Ostern 1777 in Salzburg erstmals gespielt wurde. Dementsprechend handelt es sich um ein festliches Grundmotiv, abgelöst von durchaus verhaltenen Klängen. Möglicherweise war das bedingt durch Mozarts ungeklärte berufliche Stellung.
Die Besucher waren wie immer begeistert von dem abwechslungsreichen Programm und der kompetenten Aufführung. Das wurde im Gemeindehaus bei Häppchen und Wein weiterdiskutiert.