Dr. Stefan Nawrath, vielen Bad Nauheimern wegen seiner Führungen durch den Kurpark bekannt, hat mit dem Vortrag über »Das Verschwinden der Blumenwiesen (und was wir dagegen tun können)« das Veranstaltungsprogramm des Kulturforums Bad Nauheim fortgesetzt.
Wenn man alte Menschen frage, wie früher Wiesen ausgesehen hätten, gebe es nur eine Antwort, sagte Nawrath: »Bunt, voller Blumen!« Heute müsse man lange darüber nachdenken, wann man zuletzt auf eine blühende Wiese geblickt habe.
Nawrath nannte viele Gründe für das Verschwinden der Blumenwiesen und – damit verbunden – das Aussterben von Pflanzen, das Verschwinden von Vögeln und lnsekten. Die Intensivierung der Landwirtschaft zähle dazu, aber auch eine vermeintlich schonende Vorgehensweise: das Mulchen. Diese Arbeit nämlich ersticke die nachwachsenden Pflanzen.
Lärmschutzwall als Chance
Wenn urbane Grünflächen, beispielsweise Straßenbegleitflächen, als Kompensationsflächen genutzt würden, gebe es keine Konflikte mit Landwirten, erläuterte der Referent. Baden-Württemberg gehe dabei mit gutem Beispiel voran. Nawrath zeigte Fotos von dortigen Straßenböschungen, die ahnen ließen, wie prachtvoll eine Blumenwiese mit 50 und mehr Pflanzenarten wirkt. Urbanes Grün zeige sich jedoch zumeist noch artenarm und blütenfrei.
Lärmschutzwälle, Solarparks, die Umgebung von Regenrückhaltebecken und alle Arten von öffentlichen und privaten Ausgleichsflächen könnten ein Platz für Blumenwiesen sein, sagte der Referent. In einem eindrucksvollen Beispiel aus der Wetterau stellte Nawrath dar, wie innerhalb von nur zwei Jahren eine magere, artenreiche Wiese entstehen könne, die in Anlage und Pflege kein Budget einer Stadt oder Gemeinde überlaste.