Eigentlich handelt es sich um einen ernstes Thema. Tanzlehrer Mark John Leder darf das Badehaus 5 nicht mehr für seine Tango-Veranstaltungen nutzen und streitet deshalb seit Ende Januar mit dem Geschäftsführer der Stiftung Sprudelhof, Frank Thielmann. Doch so langsam entwickelt sich die Auseinandersetzung zur Farce. So hat Leder dieser Tage eine Rechnung über 1120 Euro an Bürgermeister Klaus Kreß geschickt. Warum, weiß wohl nur er selbst.
Der Tanzlehrer bezeichnet die Aktion als nicht ganz ernst gemeint, gleichwohl möchte er das Geld haben. Begründung: Kreß vertrete die Interessen der Bürger gegenüber der Stiftung Sprudelhof in Sachen Erhalt von Kultur und Jugendstil nicht. Diese Rolle müsse er, Leder, übernehmen. Kreß soll dafür bezahlen. Eine Forderung, die der Bürgermeister als »Quatsch« bezeichnet und nicht weiter kommentieren möchte.
Vor Gericht gescheitert
Nicht ganz so humorvoll ging es am 1. März im Amtsgericht Friedberg zu. Dort wollte der Tanzlehrer mithilfe seines Anwalts eine einstweilige Verfügung durchsetze, um im Badehaus 5 auch künftig Tango tanzen zu dürfen. Der Erfolg blieb aus. »Die Entscheidung des Gerichts fiel erwartungsgemäß aus. Die Beweislage war nicht auf meiner Seite«, sagt Leder. Seiner Schilderung zufolge hatte Geschäftsführer Thielmann ihm Ende 2018 zugesagt, einen längerfristigen Mietvertrag zu unterzeichnen.
Bis dahin hatte der Tanzlehrer immer nur eine Vereinbarung mit einer Laufzeit von einem Monat schließen können. Für seine drei Tanzveranstaltungen pro Monat wollte er mehr Planungssicherheit. Thielmann bestreitet die Darstellung Leders, eine solche Zusage habe es nie gegeben. Ende Januar kündigte der Geschäftsführer die Kooperation und ließ die Schlösser austauschen, weil sich der Tango-Experte weigerte, die Schlüssel fürs Badehaus zurückzugeben.
Ursprünglich hatte Leder die Absicht, auch Schadensersatz einzuklagen. »Dazu wird es vermutlich nicht kommen, ich warte erst mal die weitere Entwicklung ab«, meint er. Möglicherweise könne künftig im Bistro des Badehauses 3 Tango Argentino getanzt werden.
Stiftung will Geld von Leder
Auf jeden Fall will er sich weiter für den Erhalt des Jugendstils und kultureller Angebote im Sprudelhof einsetzen. Seiner Ansicht nach vernachlässigt die Stiftung diese Kernaufgabe völlig. Auch Bürgermeister Kreß, der im Kuratorium der Stiftung sitzt, komme dieser Verantwortung nicht nach. Leder sieht sich als Streiter für die gute Sache, muss dafür jetzt Gerichts- und Anwaltskosten zahlen. Deshalb die finanzielle Forderung an die Adresse von Kreß. Dem Regierungspräsidium Darmstadt droht Leder eine Rechnung von 10 000 Euro an. Diese Behörde erfülle ihre Pflicht zur Aufsicht über die Stiftung Sprudelhof nicht.
Der Tanzlehrer muss also an seinen Anwalt und das Amtsgericht zahlen, möglicherweise wird noch viel mehr fällig. Die Stiftung fordert von ihm nämlich gut 6000 Euro Umsatzmiete. Laut Thielmann war mit Leder eine Beteiligung am Umsatz der Veranstaltungen im Badehaus 5 vereinbart. Der Tanzlehrer bestreitet das, im Vertrag sei davon keine Rede. »Die Stiftung wird von mir keinen Cent sehen.«