25. Juni 2019, 19:16 Uhr

Schimmernde Perlen der Chorliteratur

25. Juni 2019, 19:16 Uhr
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Von Hanna von Prosch
Klaus-Jürgen Teutschbein (r.) dirigiert beim Abschlusskonzert ein gemeinsam von Chor und Publikum gesungenes Ständchen für Clara Schumann. (Foto: hms)

Mit einem sommerlich-festlichen Konzert im großen Saal der Trinkkuranlage gingen am Sonntag die zweiten Bad Nauheimer Chorsängertage zu Ende. Unter dem Titel »Perlen der Chormusik« sang der Projektchor nach zweieinhalb intensiven Probentagen mit dem Halberstädter Professor Klaus-Jürgen Teutschbein Werke aus Barock und Romantik. Trotz der hohen Temperaturen war der Saal voll und der Applaus reichlich.

»Perlen überdauern die Zeiten«, stimmte Teutschbein das Publikum ein: »Manche sind in Vergessenheit geraten, andere schmücken die Chorliteratur über Generationen.« So wie »O Täler weit, o Höhen« von Felix Mendelssohn Bartholdy oder die Madrigale von Giovanni Gastoldi wie »An hellen Tagen«. Von Mendelssohn hörte das Publikum auch ein zauberhaftes Lied über die Nachtigall. Und Joseph Haydn, der ein zänkisches Weib hatte, habe ausgerechnet die wunderbare Harmonie in der Ehe besungen, erzählte Teutschbein. War es ironisch oder ernst gemeint? Jedenfalls sang der Chor das Stück spritzig und witzig. Andächtig und einfühlsam dagegen erklang Schuberts »O Sonne, Königin der Welt«: Er betet geradezu die Sonne an und verleitet in lyrisch-melancholischen Phasen dazu, über die Endlichkeit des Lebens nachzudenken.

Mit Haydns »Landlust«, begleitet von Martina Pungitore (Klavier, Orgel und Korrepetition) stellte sich die 13-jährige Katharina solistisch vor. Eine von Haydns kleinen wirkungsvollen Messen ist die »Missa brevis Sancti Joannis de Deo«, auch kleine Orgelmesse genannt. Die Orgel tritt zwar als Continuo, solistisch aber nur im Benedictus in Erscheinung - sehr schön gesungen von Yvonne Adelmann, Sopran. Das Instrumentalensemble unter der Leitung von Claudia Drechsler mit einem ehemaligen und drei aktuellen Schülerinnen der Musikschule hielt hervorragend mit.

In kurzen Zwischenmoderationen erzählte der Chorleiter Besinnliches und Informatives zu den Werken. So auch, dass Haydn die Chorstimmen in zwei Sätzen mit unterschiedlichen Texten gleichzeitig belegte. Ob dies Sprachwirrwarr oder schnelle Tempowechsel, der Chor sang inklusive Zugabe mit gespannter Aufmerksamkeit. Gefordert war dann das Publikum bei einem Kanon von Clara Schumann, den Teutschbein anlässlich ihres 200. Geburtstages ausgewählt hatte. »Wenn ich ein Vöglein wär‹«, schmettert es begeistert aus den Zuhörerreihen. Bei den heißen Temperaturen war hingegen die sehr schwierige, weit in die Höhe reichende Bach-Kantate »Jauchzet Gott in allen Landen« eine große Herausforderung für den Solosopran. German Marstatt begleitete souverän auf der Trompete.

Die Mitwirkenden der Chorsängertage kommen aus mehreren Bundesländern. Die Stadt Bad Nauheim unterstützt das Projekt mit Probenräumen.Veranstalter ist der AMJ Hessen (Arbeitskreis Musik in der Jugend). Die Jugend war es auch, unter anderem aus der Ernst-Ludwig-Schule, die sich sangesfreudig einreihte in die Altersspanne bis fast 90 Jahre. Ein Ehepaar aus Nordhessen sprach für viele: »Es war eine schöne Gemeinschaft und mit der Musik erholsamer als eine Woche am Meer.« Die intensive Probenarbeit fordere Stimmen und Konzentration sehr, sei aber erfüllend, pflichteten auch Bad Nauheimer Mitsingende bei.

Wenn die ehrenamtliche Organisation auf mehrere Schultern verteilt werden kann, sollen auch im kommenden Jahr wieder Chorsängertage stattfinden.



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