Seit Anfang Februar ist auch der letzte Postbank-Schalter in Rosbach geschlossen. Postbank-Kunden müssen den Online-Service nutzen – oder nach Wöllstadt, Friedrichsdorf oder Friedberg fahren.
16. Februar 2019, 12:00 Uhr
Von Edelgard Halaczinsky
Die neue Betreiberin Bianca Faizi nimmt noch immer Päckchen und Pakete entgegen. Bargeld kann sie den Kunden der Postbank aber nicht mehr auszahlen.
Bei Bianca Faizi, die zum 1. Februar die Poststelle am Neuen Weg in Ober-Rosbach übernommen hat, kann man weiterhin Pakete abgeben, abholen und Briefmarken kaufen. Geld abheben war aber gestern, weil für die Postbank an diesem Ort unrentabel. Die WZ fragte nach.
In Nieder-Rosbach gibt es schon lange keine »echte« Poststelle mehr, die in Rodheim wurde vergangenes Jahr geschlossen (und wird wohl demnächst wieder an anderer Stelle aufgemacht). In Ober-Rosbach ist die Möglichkeit erhalten geblieben, Briefe, Päckchen und Pakete auf den Weg bringen zu lassen bzw. abzuholen. Bankgeschäfte jedoch gehören nun der Vergangenheit an.
Jetzt verweist man mich darauf, mein Bargeld zum Beispiel in einem Supermarkt an der Kasse abholen zu können
Verärgerter Postbank-Kunde
Ein ehemaliger Postbetriebsleiter im früheren Postamt Rosbach hält die Einschränkung im Bankendienst nicht für verantwortbar. Rosbachs Bevölkerung sei in den letzten Jahren erheblich gewachsen, und industriell wie gewerblich habe es einen Aufschwung gegeben. Rückzug in Rosbach, aber Beibehaltung der Auszahlungsstellen zum Beispiel in Wöllstadt mit je einem Schalter pro Ortsteil? Das ist nicht für jedermann plausibel. »Jetzt verweist man mich darauf, mein Bargeld zum Beispiel in einem Supermarkt an der Kasse abholen zu können«, berichtet der Noch-Postkunde. Ihn störe es jedoch, dass dort jeder mitkriegen würde, was er abhebt – und ihm dabei auch indiskret über die Schulter schauen kann.
Sprecher verweist auf Tankstellen
»Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der online und telefonisch geführten Konten mehr als verdoppelt«, erfährt er auf Nachfrage. »Dadurch verringert sich die Nachfrage nach Service-Leistungen in der Filiale, was bei kleineren Filialen dazu führen kann, dass es nicht mehr rentabel ist, dort Bankdienstleistungen anzubieten.«
In der Poststelle am Neuen Weg in Ober-Rosbach hat sich einiges geändert. (Fotos: lh)
Ähnlich antwortet Bürgermeister Thomas Alber: »Die Post reformiert sich, und das ist für ein Privatunternehmen nicht ungewöhnlich, vielleicht sogar notwendig. Allerdings sollte die Deutsche Post dabei sicherstellen, dass die Dienstleistungen vor Ort erhalten bleiben.« Die Senkung von Betriebskosten sei aber eine logische Konsequenz in einer Zeit, in der Bargeld immer weniger als Zahlungsmittel eingesetzt werde. Kunden könnten ihr Bargeld dort erhalten, wo es ohnehin vorhanden sei – also in Supermärkten oder Tankstellen. Alber: »Die Postbank sollte ihre Kunden aber nicht vergraulen, und Bargeldgeschäfte ihrer Kunden in geschütztem Raum ermöglichen.«
Wie Hartmut Schlegel von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Postbank mitteilt, gebe es in Rosbach einen Bargeldservice an der Shell-Tankstelle, bei Penny, Rewe, Aldi und DM. Zudem habe die Aral-Tankstelle in der Carl-Benz-Straße (an der Umgehung K 11) einen Geldautomaten, an dem den Kunden der Postbank sowie den anderen Mitgliedern der »Cash Group« (z. B. Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank) kostenlos Geld ausgezahlt werde.
Geht man als Postbank-Kunde aber in Rosbach zu den ortsansässigen Geldinstituten (Volksbank oder Sparkasse), um dort Bargeld abzuheben, wird es richtig teuer: Mit 4,85 Euro pro Abhebung ist zum Beispiel die Sparkasse dabei. Und das Thema Überweisungen, Einzahlungen oder Auskunft über den aktuellen Kontostand, für das der Ex-Filialleiter eine Antwort einfordert, ist damit längst nicht gelöst.
Kunden wundern sich
Für Bianca Faizi zählen Briefe und Pakete zum Hauptgeschäft. Täglich gehen bei ihr drei bis vier Rollwagen, vollgepackt mit Päckchen und Paketen, rein und raus. Dass der Postbank-Service bei Vertragsabschluss für die Übernahme der Filiale kein Thema mehr war, will sie nicht kommentieren. »Es kommen immer noch jeden Tag Leute zu mir und wundern sich, dass sich hier etwas geändert hat. Aber irgendwie wird sich das wohl einspielen«, sagt sie.
Was in Nieder-Rosbach kommen wird, nachdem die Postfiliale dort geschlossen wurde, dazu gab es bei Redaktionsschluss noch keine Antwort. Anders in Rodheim: Die evangelische Kirchengemeinde, die zwischen Kirche und Altem Rathaus Räumlichkeiten der Stadt angemietet hat, hat sich bereit erklärt, einen Teil davon an die Post unterzuvermieten. Dort soll noch im Frühjahr eine Postfiliale eingerichtete werden – allerdings ohne individuellen Postbank-Service. Wie in ganz Rosbach.