Der Goldreichtum der Kelten fasziniert. Was genau dahintersteckt, das wollen Archäologen aus Deutschland und Frankreich in einem bilateralen Forschungsprojekt herausfinden. Weil dabei auch Funde vom Glauberg eine Rolle spielen, hat die Keltenwelt zum Vortrag »Celtic Gold - Neue Forschungen zur Goldschmiedekunst der Kelten« eingeladen.
Die Dozenten, Dr. Roland Schwab (Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim/Universität Tübingen) und Dr. Barbara Armbruster (Centre National de la Recherche Scientifique/Université de Toulouse Jean Jaurès), hatten ihre Vorträge gemäß ihrer Tätigkeitsschwerpunkte vorbereitet. Zunächst informierte Schwab allgemein über Gold und dessen Zusammensetzung, und warum das wichtig ist für Archäologen. So bestünden die Fundstücke aus der Hallstattzeit (circa 800 bis 400 Jahre vor Chr.) ausschließlich aus Flussgold. Gold enthalte immer auch Silber, erklärte Schwab, Flussgold enthalte außerdem noch Kupfer in geringen Mengen und auch etwas Zinn. Überhaupt seien die Funde aus der Hallstattzeit sehr eindrucksvoll, enthielten aber sehr wenig Gold, oft nur eine dünne Schicht. So sei in allen Funden der Hallstattzeit gerade einmal etwa fünf Kilogramm Gold gefunden worden, während ein einziger Hort aus der darauffolgenden Latènezeit (circa 400 bis 100 Jahre v. Chr.) genauso viel Gold enthalten könne.
Die Spur des Goldes
Außerdem könne man an der Zusammensetzung des Goldes erkennen, dass es kein Flussgold mehr sei, sondern im Tagebau abgebaut worden sei. Ebenfalls interessant sei, so Schwab, dass in der Latènezeit, in die auch das Fürstengrab vom Glauberg fällt, Funde mit »geläutertem Gold« gemacht worden seien. Dies bedeute, dass das Gold nicht mehr den natürlichen Silbergehalt aufweise, sondern es sich um fast reines Gold handele. Diese Technik sei erstmals um 600 v. Chr. im Mittelmeerraum nachzuweisen gewesen und wahrscheinlich mit keltischen Söldnern nach Mitteleuropa gekommen.
Die Spur des Goldes sei von Süd- und Mitteldeutschland in den Südwesten Frankreichs bis zu den Kanalinseln im Norden verlaufen, weshalb sich hier zeige, wie wichtig es sei, dass die Wissenschaftler beider Nationen und aus verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten, um ein Gesamtbild schaffen zu können.
Die Frage aus dem Publikum, ob man aufgrund der Zusammensetzung denn die Abbaustätten bestimmen könne, musste Schwab verneinen. Auf die Frage, ob man denn erkennen könne, wie oft Gold eingeschmolzen worden sei, bevor es in der endgültigen Form verblieb, konnte Barbara Armbruster beantworten, die nicht nur Archäologin ist, sondern auch Goldschmiedin. Ihre Antwort: Das Gold werde selbst in der Schmiede immer wieder eingeschmolzen, wenn Fehler gemacht würden, daraus könne man nichts schließen.
Der Halsreif vom Glauberg wurde anschließend von der Goldschmiedin »auseinandergenommen«. Wie das Röntgenbild zeige, sei der Reif auf unterschiedliche Weise hergestellt und zusammengesetzt worden. Geschmiedet, gelötet, teils hohl, teils massiv, aber mit einer sehr filigranen Verschlusstechnik, mit Nut und Feder, elegant verziert. Die Wissenschaftlerin begann mit den einfacheren Halsreifen aus der Hallstattzeit, die kaum Schmuck trugen und noch keine echten Verschlüsse aufzeigten. Sie ging weiter bis hin zu den Reifen, die im dritten Jahrhundert vor Christi auftraten. Diese hatten »mehr Brokkoli«, wie Armbruster sagte, um die komplizierten floralen Muster zu umschreiben. Gegen Ende der Latènezeit wurden die Halsreifen übertrieben groß und änderten auch ihre Merkmale, außerdem enthielten sie wieder weniger Gold.
Mit diesen umfassenden Ausführungen konnten die Zuhörer die Funde von »ihrem Glauberg« besser einordnen. Trotzdem brachten viele Antworten auch wieder viele Fragen, wie üblich in der Archäologie. Ein Rätsel zum Schluss waren schließlich noch zwei kleine Ringe, die links und rechts neben dem Kopf des Glauberger Keltenfürsten gefunden wurden. Äußerlich identisch, der eine jedoch aus geläutertem, fast reinen Gold, der andere von minderer Qualität. Warum? Beherrschten die Kelten am Glauberg die Technik des Läuterns? Diese Frage bleibt in der Keltenwelt zunächst ungeklärt.