19. März 2023, 19:17 Uhr

Lesung mit jungen Autorinnen

19. März 2023, 19:17 Uhr
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Aus der Redaktion
Sie lesen an zwei Schulen in Alsfeld (v. l).: Emilia Bauer, Luana Cimiotti und Julia Rausch FOTO: PM

Wie magisch zieht Emilia Bauer den Leser in ihre Geschichte. Er folgt ihr beinahe willenlos und gerne, scheint selbst das Moos unter seinen Füßen zu spüren, die Bäume zu riechen, Lust zu haben, in den Teich - »der empört darüber war, dass wir ihn nicht See nannten« - zu springen. Ein Sommernachmittag wie gemalt, Anfang der Siebzigerjahre. Freunde treffen sich, um von Zeit und Ort entrückt ihre Freizeit zu verbummeln, scheinbar unbekümmert. Es zeichnet die 18-jährige Autorin aus Schrecksbach aus, dass sie trotz der Idylle von der ersten Zeile an beim Leser mit melancholischen Anklängen, mit einer gewissen Schwere und Süße das Gefühl keimen lässt: Diese Geschichte wird nicht gut enden.

Mit »Der Geschmack von Blaubeeren« ist der Schülerin der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld ein Meisterstück gelungen, für das sie die Jury im vergangenen Herbst mit dem ersten Platz beim 19. Jugend-Literaturpreis der OVAG belohnte. Gemeinsam mit zwei weiteren, der insgesamt vierundzwanzig ausgezeichneten Autoren, trug Bauer ihren Text in ihrer Schule und im Anschluss daran in der Max-Eyth-Schule vor. An ihrer Seite: Luana Cimiotti (Stadtallendorf) und Julia Rausch (Romrod), auch sie Schülerinnen der ASS.

In nur wenigen Sätzen gelingt es Emilia Bauer die verschiedenen Charaktere ihrer Geschichte treffend zu skizzieren, spielt dabei sorgsam dosiert auf literarische Quellen an, ohne je der Versuchung zu erliegen, sich Bildungshuberei hinzugeben. Vielmehr schildert sie nicht nur das Ende einer Freundschaft, sondern eines Abschnittes von Jugend.

Wesentlich rauer, dann aber doch wiederum sehr empfindsam, geht es in der Geschichte »Der letzte Schlag« von Luana Cimiotti (17 Jahre) zu. Außergewöhnlich für diesen Wettbewerb: Die junge Autorin begibt sich in die taffe Welt des Profi-Boxens. Allerdings ist der Text keine reine Boxer-Geschichte; vielmehr dreht es sich um Paulchen, der sich eigentlich keinen lorbeergeschmückten Vater wünscht, der kaum Zeit für ihn hat, sondern einen stinknormalen Papa, der mit ihm ins Erlebnisbad geht und eine Fahrradtour unternimmt. Alles soll besser werden, verspricht der Champion Manfred nach seinem letzten Kampf. Aber es kommt alles ganz anders, denn es gibt den letzten Schlag.

Bewerbung läuft

»Ballkleidgefühle« beschreibt die 18-jährige Julia Rausch. Wir befinden uns bei einem Abiball und erleben ihn aus der Perspektive der unscheinbaren, fast unsichtbaren Fotografin, selbst eine Schülerin, die mit genauem Blick wunderbare Momente im Leben der anderen einfängt. Die in dem Moment, als sie durch die tanzende Menge hinweg von einer Zwölfjährigen angeschaut wird, beschließt, nicht mehr unsichtbar zu sein.

Diese und Texte der anderen Preisträger sind in dem Buch »Gesammelte Werke« verlegt worden und können bestellt werden bei hoppe@ovag.de oder tel. 0 60 31/68 48 11 93. Einsendeschluss für den diesjährigen Jugend-Literaturpreis der OVAG ist am 15. Juli. Näheres unter matle@ovag.de



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