Mücke (pm). Welches die verantwortliche Ursache war, dass die Wochenstube der Fledermausart Großes Mausohr in der kleinen Dachkammer des Dorfgemeinschaftshauses in Atzenhain ausstarb, kann heute niemand mehr mit Sicherheit sagen. Wurden sie »ausgesperrt«, als in den Jahren 2016/2017 die Fassade renoviert und dabei der etwas löchrige Traufkasten erneuert wurde?
War es ein »natürliches« Aussterben, möglicherweise verursacht durch eine schleichende oder vielleicht auch plötzliche Verschlechterung der Nahrungsgrundlagen?
Die Spuren der ehemaligen Besiedlung durch die Fledermäuse auf dem nur als Abstellraum genutzten, dunklen kleinen Dachbodenteil lassen keine eindeutigen Schlüsse zu. Skelette von mehreren erwachsenen Mausohrfledermäusen können als Hinweis auf einen plötzlichen Verschluss des Aus- und Einfluges gelten. Wegen der geringen Zahl hätte in diesem Fall der Verschluss im zeitigen Frühjahr oder späten Herbst stattgefunden. Zu einer Zeit also, zu der die Wochenstubenquartiere der größten einheimischen Fledermausart noch nicht bzw. schon nicht mehr zahlreich bezogen sind.
Verstoß gegen Naturschutzgesetz
Das wäre dann zumindest »Glück im Unglück« gewesen. Ungleich schlimmer wären die Folgen eines Verschlusses mitten im Sommer gewesen - mit zahlreichen verdursteten und verhungerten Fledermausmütter und ihrer Jungen. Wie auch immer es wirklich war - ein Verstoß gegen Naturschutzgesetze war der Verschluss auf jeden Fall. Alle 20 in Hessen heimischen Fledermausarten sind streng geschützte Tiere. Dazu zählt im Besonderen auch der Schutz ihrer Quartiere vor Beeinträchtigungen jeder Art.
Das Große Mausohr ist zudem im Vogelsberg sehr selten geworden. Nur noch drei Wochenstubenquartiere dieser Art sind den Fledermausschützern im gesamten Vogelsbergkreis bekannt.
Diese Wochenstubenquartiere werden von den Fledermausmüttern jedes Jahr wieder im Frühjahr aufgesucht, um dort gemeinsam die Geburt und Aufzucht ihres einzigen Jungtieres zu vollziehen. Da die Ansprüche der Tiere an ein solches Quartier sehr hoch sind, lässt sich der Verlust nicht einfach kompensieren.
Umso größer ist daher die Hoffnung von Bürgermeister Andreas Sommer, dass sich einige der älteren Mausohrweibchen - die Tiere können über 20 Jahre alt werden - an ihr »verlorenes Zuhause« erinnern und vielleicht mal nachschauen, ob es wieder bezogen werden kann.
Die Voraussetzung in Form einer Einflugöffnung jedenfalls ist wiederhergestellt, nachdem Thomas Steinke, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz im NABU Kreisverband Vogelsberg, kürzlich ein ausreichend großes Loch in den Traufkasten gebohrt hatte.
An welcher Stelle genau der Ein- und Ausflug damals stattfand, war leider nicht mehr zu erfahren, wenngleich sich Nachbarn noch gut an die »großen Fledermäuse« erinnern können. Nun soll erst einmal abgewartet werden, ob die Großen Mausohren den neuen Einflug finden und ihr angestammtes Quartier wieder annehmen.
Mit Spannung wird daher auf das nächste Frühjahr geschaut sowie hoffentlich auf erste Anzeichen einer Rückkehr der Großen Mausohren nach Mücke.