30. Dezember 2020, 21:49 Uhr

Klimaliste will in Kreistag

Die Auseinandersetzungen um den Weiterbau der A 49 hat jetzt zu einer Wahlliste geführt, die zur Kreistagswahl am 14. März antritt. Gegner des Vorhabens haben sich zur Klimaliste Vogelsberg zusammengeschlossen. Sollten Vertreter aus der achtköpfigen Liste in den Kreistag gewählt werden, würden dort dann acht politische Gruppierungen agieren.
30. Dezember 2020, 21:49 Uhr
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Aus der Redaktion
Die Auseinandersetzungen um die Rodungen für die Weiterführung der A49-Trasse sind ein wesentlicher Beweggrund zur Gründung der neuen Klimaliste Vogelsberg für den Kreistag. FOTO: CE

Es ging alles ganz schnell: Im Herrenwald und im Dannenröder Wald wurde ab Oktober für den Weiterbau der A 49 gerodet, wenige Wochen später war die Trasse baumfrei. Anfang Dezember tauschten sich einige Gegner des Vorhabens wegen einer Wahlliste aus, und Mitte Dezember trafen sie sich im Plenumzelt auf dem ehemaligen Dannenröder Sportplatz und stellten den Wahlvorschlag für die Klimaliste Vogelsberg zusammen. Diese tritt an zur Kreistagswahl am 14. März 2021. Die Wahlunterlagen wurden am Mittwoch, dem 29. Dezember, beim Wahlleiter des Vogelsbergkreises eingereicht: Acht Kandidaten bewerben sich um Sitze im neu zu wählenden Kreistag.

Listenaufstellung in Dannenrod

»Bewusst wurde für die Aufstellung (der Liste, d. Red. ) ein Ort in unmittelbarer Nähe zum Dannenröder Wald, einem symbolträchtigen Mahnmal bezüglich zeitgenössischer, politischer Missstände gewählt«, heißt es in einer Pressemitteilung der Klima- liste. Die Teilnehmer hätten sich am Ort monatelanger Proteste »gegen eine klimaschädliche und überholte Autobahnplanung« zusammengefundenen, »weil sie konkrete, unabdinglich Veränderungsbedarfe in puncto Klimaschutz nicht mehr länger nur auf privater Ebene oder in Form von außerparlamentarischem Engagement vorantreiben wollen«.

Mit gebündelten Kräften und Wissen will sich die neu entstandene Klimaliste Vogelsberg nun auch politisch »für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft« im Landkreis einsetzen. Um Klimaschutz ganzheitlich zu bearbeiten, besteht die neue Wählervereinigung nach eigenen Angaben aus Vertretern aller Altersklassen mit den unterschiedlichsten Expertisen und Vorerfahrungen. Die Altersspanne reicht von Anfang/Mitte 30 bis zum 72-jährigen Sprecher Günter Burck. Die acht Listenbewerber stammen sämtlich aus Homberger oder Gemündener Ortsteilen. Der lokale Bezug unterstreicht die Betroffenheit, die der Weiterbau der A 49 ausgelöst hat.

In den nächsten Tagen und Wochen werde unter Beteiligung interessierter Bürger ein auf den Vogelsbergkreis zugeschnittenes Wahlkonzept erarbeitet und rechtzeitig vor der Wahl vorgestellt, kündigte der aktuelle Sprecher der neuen Wählergruppierung, Günter Burck aus Gemünden, an. Burck ist auch der einzige unter den acht Listenbewerbern, der mal politisch aktiv gewesen ist (in jungen Jahren im Rhein-Main-Gebiet) und im Vogelsbergkreis für Belange von Schülern und deren Eltern eingetreten ist. Mit diesen Anliegen hatte er führende Elternvertreterpositionen an der Gemündener Pestalozzischule sowie im Kreiselternbeirat des Vogelsbergkreises inne.

Einer breiteren Öffentlichkeit mag er um das Jahr 2007 bekannt geworden sein, als er sich in seiner Funktion als Mitglied des Vorstands des Kreiselternbeirats mehrfach in der Diskussion um die Schließung des Hallenbades Mücke sowie die Einstellung der Schulkindbetreuung durch die Gemeinde Mücke zu Wort meldete. Für beide Fälle hatte der gelernte Jurist damals auf die Möglichkeiten von nachträglichen Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden hingewiesen. Ehrenamtlich aktiv ist Burck derzeit bei der Rettungshundestaffel der Johanniter.

Einige der jetzt für die Klimaliste antretenden Personen kannten sich vorher schon, das gemeinsame Eintreten gegen die Rodungen für eine Autobahn hat sie dann enger zusammengeführt. »Man kannte sich teilweise schon vorher, es gab gemeinsame Aktionen, und man stellte gemeinsame Frustration gegenüber bestehenden Parteien fest«, fast Burck die Motivation zur Listengründung zusammen. Das Programm der bereits auf Landesebene bestehenden Klimaliste sei den Interessen der Vogelsberger dann am nächsten gekommen.

»Es ist eine junge Bewegung«, blickt Burck auf die Anfänge der Klimaliste zurück. In der ersten oder zweiten Dezemberwoche habe man zusammengefunden. Die analoge Gliederung im Nachbarlandkreis Marburg-Biedenkopf sei vier Wochen älter. Dort würden die Bewerber in der Stadt und dem Landkreis antreten, zudem in Marburg zur Bürgermeisterwahl eine Kandidatin stellen. Nachdem man sich zur Listenaufstellung in Dannenrod auf dem Sportplatz im Plenumszelt der Aktivisten mit Abstand und Maske getroffen habe, laufe die weitere politische Arbeit online und über Videokonferenzen.

Was die Anliegen für den Vogelsbergkreis sein werden, das wollen die Vertreter der Klimaliste in den nächsten Tagen in einem Programm zusammenstellen. »Mit Sicherheit ist die Wiedereröffnung der Ohmtalbahn ein Hauptanliegen, da wollen wir fördernd einwirken«, nannte Burck einen Schwerpunkt. Ein weiteres Anliegen sei eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs. Denn die Menschen in der Region müssten mobil sein und beispielsweise einkaufen können, ohne dafür auf ein Auto zurückgreifen zu müssen.



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