Die Sternwarte Stumpertenrod wird noch attraktiver für Amateurastronomen. Zehn Holzbohlenhäuschen für Teleskope haben die Aktiven der Sternenwelt Vogelsberg in den letzten Monaten errichtet und so die Corona-Pause ideal für eine Aufwertung des Geländes genutzt. Wie bei den anderen Beobachtungsgebäuden ist in den zehn Quadratmeter großen Hütten das Dach komplett wegzuschieben.
»Wenn der Nachthimmel klar ist und man die Ruhe hier in Stumpertenrod erlebt - das ist einfach nur schön«, so schwärmt Vorsitzender Walter Gröning. Der Blick in die Weiten des Alls vom Gelände aus verbindet sich mit dem Erleben der Vogelsberglandschaft: »Wir sind Naturfreunde und Sterngucker.«
Die Sternenwelt liegt außerhalb des Dorfs in einer Senke, auch um störende Lichtstrahlen von größeren Orten und Gewerbebetrieben zu mindern. Das Konzept geht auf, der Verein ist seit Jahren am Wachsen, wie Gröning stolz berichtet. Inzwischen gehören rund 120 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet dazu. Da ist es folgerichtig, die Fundamente für die Teleskope, die bislang im freien Gelände verankert sind, ins Innere von Gebäuden zu verlagern.
Die zehn Blockbohlenhäuser wurden von Vereinsmitgliedern privat finanziert. Allein der Materialwert der Hütten liegt bei rund 9000 Euro, das hätte den Verein finanziell überfordert, sagt Vorsitzender Gröning. In den Hütten können die Teleskope stehen bleiben und müssen nicht für jede Beobachtung auf- und dann wieder abgebaut werden. Die Hütten können auch von anderen Vereinsmitgliedern genutzt werden.
»Wir hätten auch mehr bauen können, der Bedarf ist groß«, so Gröning. Das Bauamt hat allerdings nur zehn der Gebäude zugelassen. Die Maße sind so gewählt, dass ein kompletter Teleskop-Arbeitsplatz eingerichtet werden kann. Denn die Sternengucker in Stumpertenrod fotografieren die Himmelskörper und betrachten dann das Ergebnis am Computer.
Interesse groß
Großes Lob hat Gröning für die Unterstützung durch die Gemeinde. Eine kurze Absprache mit Bürgermeister Leopold Bach reichte, um den Bagger der Gemeinde für die Erdarbeiten zu bekommen. Der Boden unter dem ehemaligen Sportplatz ist so steinig, dass schweres Gerät nötig wurde, um einen Graben für die Leitungen und Löcher für die Punktfundamente auszuheben. In vielen Arbeitsstunden haben Aktive angepackt. Einige von ihnen haben einen handwerklichen Hintergrund, »sonst wäre das gar nicht gegangen«, sagt Gröning. Mit Blick auf die Pandemie kamen immer nur kleine Gruppen zusammen, und vorab machte jeder einen Corona-Test. »Corona hat das Vereinsleben extrem eingeschränkt«, umschreibt es Gröning. Die Sternwarte ist erst seit Kurzem wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Investiert hat der Verein in eine neue Küchenzeile, die ein heimischer Betrieb einbaut. Im Vereinsheim befinden sich die Sanitärräume, der Vortragssaal und eben die Küche. Viele Sterngucker bleiben über Nacht auf dem Gelände und brauchen die Infrastruktur. So gibt es viel Raum für Fachgespräche und Treffen mit Gleichgesinnten.
Die nächste öffentliche Veranstaltung ist für 14. August geplant. Man kann sich über die Internetseite des Vereins Sternenwelt anmelden. Dann gibt es einen Vortrag und bei klarem Himmel die Möglichkeit zur Beobachtung. Dann werden wohl Sternschnuppen zu sehen sein. Denn Mitte August passiert die Erde den stärksten Sternschnuppenstrom, die »Perseiden«. Besonders viele werden in der Nacht vom 12. zum 13. August erwartet. Die Bautätigkeiten gehen danach weiter. Über das nächste Projekt beraten die Sterngucker in der Mitgliederversammlung im September. Vermutlich wird das Flachdachgebäude von 2008 renoviert.