Thermomixe, Waffeleisen, Radios, Winkelschleifer, Solarlampen und vieles, viele mehr: Eigentlich gibt es nichts, was noch nicht in das Billertshäuser Repariercafé gebracht wurde. Schließlich bricht sich immer mehr der Gedanke Bahn, dass Geräte wegen kleinen Schäden nicht gleich ersetzt werden müssen.
Allerdings macht die Industrie es den Reparateuren nicht eben leicht: »Viele Sachen sind so verschraubt und verklebt, dass man sie gar nicht aufbekommt. Sie sollen gar nicht repariert werden, sondern schnell entsorgt und neu gekauft werden«, meinen sie. Deshalb fordern sie anlässlich des »International Repair Day« ein Recht auf Reparatur.
Zufrieden mit der Erfolgsquote
»Wie oft bekommt man, wenn man beim Hersteller oder im Geschäft anfragt, ein Angebot zur Erstellung eines Kostenvoranschlags, das bereits weit über dem Kaufpreis liegt - da sieht man doch klar, dass wir immer nur weiter zum Kaufen animiert werden sollen«, gibt eine Besucherin des Repariercafés an.
Sie konnte schon mehrfach mithilfe des Reparierteams totgeglaubten Gegenständen neues Leben einhauchen. Nicht zuletzt gelingt das, weil die Herren vom Repariercafé ihre eigenen Werkzeuge basteln, mit denen sie Geräte, die eigentlich nicht zu öffnen sind, auf- und auch wieder zubekommen.
»Klar, dass wir nicht immer alles wieder hinkriegen, manche Sachen sind einfach kaputt, wir sind mit unserem Latein am Ende oder die Sicherheitsstandards machen uns zu schaffen«, so Teammitglied Lothar Kleine. Im Großen und Ganzen aber sind sie mit ihrer Erfolgsquote hochzufrieden.
Zudem sehen sie sich als Mitgestalter einer neuen Konsumkultur. Denn nach einer Mitteilung der Initiatoren des International Repair Day kann das Reparieren von kaputten Dingen maßgeblich zur Absenkung des CO2-Ausstoßes beitragen. Auch der Ressourcenverbrauch würde sinken, wenn mehr Gegenstände repariert werden könnten.
»Doch das Gegenteil ist der Fall«, sagt Dr. Ursula Bernbeck: »Mit der geplanten vorzeitigen Obsoleszenz, also der eingebauten, vorzeitigen Veralterung von Geräten provoziert die Industrie eine Ex- und-Hopp-Konsummentalität, die wir uns eigentlich schon lange nicht mehr leisten können.«
Die Mitinitiatorin des Repariercafés möchte daher auch zu bewussterem Einkaufen aufrufen: »Wir müssen viel ressourcenschonender leben - wie knapp selbst ganz normale Werkstoffe wie Holz werden können, sehen wir gerade jetzt. Das sollte uns die Augen für den Wert der Ressourcen öffnen.«
Zudem sei bekannt, dass neue Technologien, zum Beispiel beim Bau von Elektrofahrzeugen für die Herstellung von Akkus, den Bedarf an Cobalt und anderen Bodenschätzen in gigantische Höhen treiben, so Bernbeck.
»Dabei wird Kinderarbeit billigend in Kauf genommen und Zerstörung und Vergiftung der Böden und Gewässer, um die Erzminen herum nicht mit in Rechnung gestellt. Und erst recht nicht die Entsorgung. All das müsste eingepreist werden, sodass ein realistisches Bild vom Wert all dessen entsteht.
Das Repariercafé sieht sich daher als Mosaik in dem neuen Bewusstsein, dessen Credo »Kaufe weniger, wähle es weise, erhalte es lange« lautet.
Doch das Treffen rund um das Pfarrhaus in Billertshausen ist noch mehr: Es ist auch Treffpunkt für alle, die gerne mal wieder zusammenkommen wollen. Kaffee und Kuchen gibt es dort gegen eine Spende, zudem guten Austausch und die Möglichkeit, neue Dinge zu lernen. Christine Dietz bringt stets frische Upcycling-Ideen mit, es kann gestrickt und gestopft werden.
30. Oktober Treffen
Nach einer langen Corona-Pause hat es seit Sommer wieder geöffnet. »Wir haben uns zunächst im Freien getroffen, aber wir hoffen, dass wir auch im Herbst und Winter unter Dach weitermachen können«, heißt es bei den Beteiligten. Die Treffen finden immer am letzten Samstag des Monats statt. Demnach wäre das nächste Treffen am 30. Oktober. Reparateure, Reparierwillige und Gesellschaftssuchende sind eingeladen.