Ein Lärmschutzwall entlang der Autobahn A 49 wird nicht kommen, aber nun setzen die Appenröder auf »Plan B«. Das ist eine Erdaufschüttung, die vom Köppel an der Landstraße nach Homberg bis hinter der Straße nach Appenrod reichen soll, am höchsten Punkt 15 Meter hoch. Diese Pläne stellte Ortsvorsteher Richard Fleischhauer in der jüngsten Ortsbeiratssitzung im Gemeinschaftshaus vor.
Demnach habe die Autobahngesellschaft zugesagt, rund 800 000 Kubikmeter Erdaushub so aufzuschütten, dass angrenzend an die Ortslage ein Plateau entsteht. Oben können die Landwirte weiter Flächen nutzen und dennoch wird ein Teil des Straßenlärms abgehalten, wie Fleischhauer hofft. »Man kann dann vom Ortsrand Appenrod aus die Autobahn nicht mehr sehen.« Das hätten Modellierungen der Baugesellschaft für die A 49 ergeben. Die betroffenen Landwirte sind bereits im März über die Planung informiert worden. In aufwändigen Simulationen wurde der Bereich festgelegt, der für einen solchen Sicht- und Lärmschutz aufgefüllt werden muss. Die Landwirte seien prinzipiell damit einverstanden, erläuterte Fleischhauer. Nun komme es auf die konkreten Bedingungen an. Die Grundstücke werden im Flurbereinigungsverfahren mit ausgeglichen, »es geht also nichts verloren«.
Rechtsgrundlage für Lärmschutz fehlt
Eine Besonderheit ist ein kleines Dreieck an der heutigen Straße nach Dannenrod. Weil dort die Wasserleitung verlegt ist, kann nicht aufgeschüttet werden. Die Aufschüttung endet bei dem neuen Verbindungsweg von Appenrod nach Dannenrod. Wie berichtet, wird die Landstraße im Bereich der Autobahn weggerissen. Dafür wird mit einem Schwenk nach rechts ein Wirtschaftsweg angelegt, der nach Dannenrod über eine neue Brücke führt.
Glücksfall ist zehn Jahre alter Einspruch
Lärmschutzwälle sind laut Fleischhauer nicht möglich. Denn die Lärmberechnungen laufen darauf hinaus, dass die Grenzwerte im Mischgebiet Appenrod nicht erreicht werden. Deshalb darf die Stadt auch keine Grundstücke erwerben, denn es besteht keine rechtliche Notwendigkeit.
So soll die Erdverwallung entlang der Ortslage aufgeschüttet werden. Die Erdmassen sind bereits bei der Baugesellschaft reserviert, sagt Fleischhauer. Man werde den Aushub aus dem Dannenröder Wald bekommen, dort wird bis eine zu zwölf Meter tiefe Senke ausgebaggert.
Welche Schutzmaßnahmen für Erbenhausen, Dannenrod und Maulbach umgesetzt werden, blieb bei der Versammlung offen. Willi Östereich sagte, von Teilen Erbenhausens aus werde die künftige Autobahn aus sichtbar sein.
In Richtung Kernstadt wird Lärmschutz geschaffen, wie Fleischhauer erläuterte. Denn für das Heim der Schottener Reha gelten andere Grenzwerte, weil Menschen mit Behinderung besonders geschützt werden.
Ein Glücksfall ist der Einspruch, den der Ortsbeirat bereits vor zehn Jahren gegen den Autobahnbau eingelegt hat. Wenn sich bei einer künftigen Lärmmessung herausstellt, dass die realen Werte überschritten werden, wird deswegen nachgebessert.
Solaranlage möglich
Offen ist noch die Frage, wer die Abhänge des neuen Plateaus pflegt. Denn auch dort wird etwas wachsen, wie in der Diskussion im Ortsbeirat angesprochen wurde. Eventuell löst sich das Problem allerdings in Wohlgefallen auf. Denn eine Energiegenossenschaft hat bereits Interesse am Bau einer Fotovoltaikanlage bekundet. Am Rand von Autobahnen ist der Bau dieser Anlagen leichter genehmigungsfähig, wie Fleischhauer erfahren hat. Dann würde an dem Abhang zur Autobahn hin umweltfreundlicher Strom erzeugt, und man bekomme noch eine ansehnliche Pacht.