20. März 2020, 21:21 Uhr

Coronavirus

Sportanlagen: Gießens Ordnungspolizei greift ein

Um das Coronavirus zu bremsen, hat die Stadt Gießen Sportanlagen und Spielplätze nun unmissverständlich gesperrt - und eine »maximal mögliche Präsenz« der Ordnungspolizei angekündigt.
20. März 2020, 21:21 Uhr

Donnerstag gegen Mittag im Stadtpark Wieseckaue. Die Sonne wärmte die drei Kraftsportler, die im Stangenpark am Waldbrunnenweg ihre Muskeln spielen lassen. Am Vorabend schwitzten und keuchten hier über Stunden schätzungsweise gut 50 junge Leute dicht an dicht, nebenan wurde Fußball und Basketball gespielt, auf den Wiesen chillten Dutzende Schulter an Schulter. Die Schilderung dieser Situation und das Foto dazu lösten auf der Facebookseite der GAZ noch am Mittwochabend einen Tsunami der Empörung über so viel Ignoranz gegenüber der Corona-Problematik aus. Rufe nach dem Einsatz der Polizei im Stadtpark wurden laut.

Einer der drei jungen Sportler hatte das Foto im Netz gesehen. »Abends würde ich im Moment hier nicht hingehen. Jetzt sind wir ja nur zu dritt. Ich habe nur meine Arbeit und das Training. Beides wird mir jetzt genommen«, sagt der muskulöse Mann. Nebenan spielen zwei Pärchen Tennis, obwohl am Eingang zum Court mittlerweile ein Schild mit der Aufschrift »Sportstätte geschlossen« hängt. »Wir sind nur vier Leute auf dem Platz. Das ist doch kein Problem«, sagt eine der jungen Frauen.

So einfach, die Verordnung des Landes Hessen zum Verhalten in der Coronakrise zu ignorieren, will es die Stadt den Besuchern des Stadtparks in den nächsten Tagen nicht mehr machen. Am Nachmittag war die Ordnungspolizei mit zwei Streifenwagen unterwegs und sperrte - unter Beifall von Passanten - einige der Sportanlagen mit Flatterband ab. Am Morgen hatte das Gartenamt Spiel- und Sportplätze mit Verbotsschildern bestückt.

Bürgermeister und Ordnungsdezernent Peter Neidel kündigte an, dass die Ordnungspolizei die üblichen Treffpunkte in den Parks bestreifen wird. Dabei würden auch Lautsprecher eingesetzt, um die eigenen Mitarbeiter vor Ansteckung zu schützen. »Was da am Mittwochabend im Stadtpark passiert ist, geht gar nicht und muss künftig unterbunden werden«, betonte Neidel. Die Ordnungspolizei sei auch am Mittwochnachmittag vor Ort gewesen und habe Menschenansammlungen »zertreut«. Gleichzeitig habe es eine Vielzahl an Hinweisen aus der Bevölkerung auf andere Verstöße gegeben. Der Bürgermeister: »Es gab Anrufe und E-Mails, warum dieser und jener Laden noch offen hat. Wir sind dem nachgegangen und haben noch am Mittwoch die Schließung einiger Geschäfte angeordnet.«

Parkanlagen bleiben offen

Die Parks will die Stadt nicht sperren, denn die Menschen sollen ja an die frische Luft gehen, sich dort aber nicht in Massen versammeln. »Gerade in stark frequentierten Sportanlagen wie dem Stangenpark ist die Übertragungsgefahr durch die Gerätenutzung groß«, gibt Neidel zu bedenken. Der CDU-Politiker kündigt bis auf Weiteres eine »maximale mögliche Präsenz« der uniformierten Ordnungspolizei im Stadtgebiet an, »auch am Wochenende«. Dies sei geboten und werde von der Bevölkerung auch erwartet.

Sollten die städtischen Ordnungshüter dabei auf Widerstände stoßen, können sie die Unterstützung der Landespolizei anfordern. »Grundsätzlich sind erst einmal die Kommunen zuständig, aber wenn wir angefordert werden, kommen wir natürlich«, betont Polizeisprecher Jörg Reinemer. So könnte die Landespolizei tätig werden, um zum Beispiel größere Hochzeitsfeiern aufzulösen oder Gaststätten zu schließen, die nachts verbotswidrig geöffnet haben. Denn dann seien die Kollegen der Ordnungspolizei in der Regel nicht mehr im Dienst.

Was Menschenansammlungen im öffentlichen Raum betreffe, deren Zahl unter den in den Allgemeinverfügungen der Landkreise definierten liege, könnten die Polizeien bis jetzt »nur an die Vernunft appellieren«. Im Moment entwickelten sich die Rechtsgrundlagen für das polizeiliche Eingreifen in der Corona-Krise »sehr dynamisch«.



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