Auch touristische Gruppen, die Führungen auf dem Schiffenberg gebucht hatten, mussten für einen Basilika-Besuch auf die Zeit nach der Wiedereröffnung Anfang September vertröstet werden. Aufmerksamen Ganzjahresbesuchern des Schiffenbergs mag aufgefallen sein, dass das Baugerüst im Außenbereich der Basilika den ganzen Winter über stehen blieb und der letzte Teil erst kürzlich abgebaut wurde.
Warum es länger als geplant dauerte, das erklärt Rauch mit Lieferschwierigkeiten der Firma, die den hochwertigen Moselschiefer abbaut. »Die Lieferung durch die Herstellerfirma aus Mayer hat sich aus bergwerktechnischen Gründen erheblich verzögert. Im Untertagebau stieß man auf eine weniger gute Abbauader mit extrem hohem Ausschuss. Es kam bundesweit zu Lieferengpässen, wir sind nicht die einzige Denkmalbaustelle, die davon betroffen war.« Das Dach des nördlichen Seitenschiffs konnte erst im Juni fertig gedeckt werden, das Baugerüst ist nun abgebaut und die letzten Maßnahmen werden vorgenommen.
Aktuell sichtbar sind hinter dem Bauzaun im Hofbereich wieder Grabungen, die sich vor der gesamten Arkadenreihe entlang ziehen. »Die Erdarbeiten sind notwendig, um das schadhafte Entwässerungssystem der Basilika zu sanieren,« erklärt Rauch, »die vorhandenen alten Tonrohre waren zum Teil mehrfach gebrochen. Gleichzeitig werden die Blitzschutzerdungsbänder und die Außenbeleuchtung in den Graben verlegt.« Im vergangenen Jahr war außen mit dem Blitzschutzgraben begonnen worden, unter Aufsicht der Archäologen. Wie berichtet entpuppten sich auffällige Steinfunde in der Nähe des Chors als zwei in den Felsen eingehauene Gräber mit komplett erhaltenen Skeletten. Auf der inneren Seite der Umfassungsmauer wurde die Chorapsis (=das Halbrund des Chorabschlusses) im Boden freigelegt. Die Hoffnung des archäologischen Denkmalpflegers Manfred Blechschmidt, dass diese Spuren auf Dauer im Boden sichtbar gemacht werden, wird sich wohl erfüllen. Bei der Baubegleitung durch Dr. Katharina Mohnike von hessenArchäologie wird weiter beobachtet, vermessen und dokumentiert. »Es wird vor allem nach konkreten Hinweisen auf den einstigen Kreuzgang der Augustinerchorherren gesucht«, erklärt sie.
Wie steht’s mit den Arkaden, bleiben die verschlossen? Das ist wohl die meist gestellte Frage. Sie wurden 2011 provisorisch verschlossen, »um zu simulieren wie sich der Verschluss auf das Raumklima auswirkt«, so Rauch. Gut zwei Jahre lang zeichneten Sensoren im gesamten Kircheninnenraum Messdaten auf, ein Jahr lang bei geöffneten, dann bei geschlossenen Arkaden. Die Empfehlung lautet eindeutig auf Verschließen. Denn nachdem soviel Geld und Mühe in die Restaurierung geflossen ist – insgesamt werden es wie geplant 3,3 Millionen Euro sein – muss man sich natürlich um die bestmögliche Behandlung kümmern. Wann genau der Arkadenverschluss passiert und wie er aussehen soll, das ist noch in der Ideenphase.
Veranstaltungen geplant
Das Bedauern darüber bekommt Dagmar Klein während ihrer Schiffenberg-Führungen immer wieder zu hören. Sie gibt dann zu bedenken, »dass die Arkaden in der uns bekannten Form erst seit 1885 völlig offen standen. Damals hat man die Vermauerungen geöffnet, die Einbauten der Deutschordenszeit entfernt und weitere Veränderungen vorgenommen. Erst seitdem fegen Wind und Wetter durch das historische Gemäuer, hatten Besucher einen weitgehend ungehinderten Zugang, wovon so manche Steinritzung im Inneren Zeugnis gibt.«
Die feierliche Wiedereröffnung soll am Sonntag 6. September stattfinden, die Veranstaltungspunkte werden noch bekannt gegeben. Dass es ausgerechnet am Tag des großen Theater-Saisoneröffnungs- und Kulturfestes rund um den Rathausplatz geschehen muss, ist höchst bedauerlich. (Foto: dkl)