01. Juni 2019, 09:00 Uhr

Neueröffnung

Hanf-Hype erreicht nun auch Gießen

Läden und Start-ups mit Hanfprodukten schießen wie Pilze aus dem Boden. Nun hat der Trend auch Gießen erreicht. Die Hanf-Produkte werden ab Mitte Juni an der Südanlage verkauft.
01. Juni 2019, 09:00 Uhr
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Von Kays Al-Khanak
Zur Eröffnung umfasst das Sortiment des Hanf- und CBD-Ladens 200 Artikel. (Foto: Schepp)

Das Schaufenster des ehemaligen Plattenladens »Music Attack« an der Ecke Südanlage/Bleichstraße ist momentan vor allem bei jungen Leuten ein beliebtes Fotomotiv: ein Selfie vor dem Hanfblatt. Weil man noch nicht ins Innere sehen kann, sprießt die Fantasie. Hier eröffnet jedoch kein Coffeeshop, in dem Joints geraucht werden können, sondern ein Laden für Produkte aus Hanf und Cannabidiol (CBD). Der Name des Geschäfts von Julia König: Hempiness - ein Wortspiel aus den englischen Begriffen für Hanf (hemp) und Glück (happiness).

König ist gebürtige Gießenerin und arbeitet in Frankfurt bei einer Werbeagentur. Vor drei Jahren kam ihr und ihren Geschäftspartnern die Idee, sich auf den Verkauf von CBD-Produkten zu konzentrieren. »Wir erleben gerade einen Hype um das Thema«, sagt die 31-Jährige. »Immer weniger Plastik, zurück zur Natur.« Diesem Umstand soll der Laden Rechnung tragen. Die Eröffnung ist für Mitte Juni geplant.

Produkte mit Hanf und CBD sind angesagt. Immer mehr Geschäfte und Start-ups haben sich der fünfblättrigen Pflanze verschrieben; es gibt mittlerweile Hanfbier und -eis, -kaffee und -cookies. Die Produkte entfalten jedoch keine rauschhafte Wirkung, weil der Stoff THC fehlt; er wurde herausgezüchtet. Stattdessen enthalten die Produkte CBD aus der weiblichen Hanfpflanze. Medizinisch soll es entzündungshemmend, entkrampfend und angstlösend wirken. Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht.

200 Artikel im Sortiment

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO macht CBD weder süchtig, noch schadet es der Gesundheit. In mehreren klinischen Studien habe es sich als wirksam bei Behandlungen von Epilepsie gezeigt, heißt es dort weiter. Auch in anderen Bereichen sei eine positive Wirkung denkbar. Die Rede ist jedoch von medizinischen Produkten und nicht von solchen, die in Hanfläden oder im Internet zu kaufen sind. Denn dort ist der CBD-Gehalt so gering, dass Experten keine großen Effekte erkennen können.

200 Artikel hat König zur Eröffnung des Ladens im Sortiment. Es sind vor allem Kosmetikprodukte wie Salben und Cremes, aber auch Nahrungsmittel wie Tees und Honig sowie Nahrungsergänzungsmittel, Öle, Extrakte, Kerzen, Stoffe und Bücher zu dem Thema. »Alle Produkte beziehen wir von großen Konzernen«, betont die 31-Jährige, »und die meisten davon kommen aus Deutschland, Europa und Amerika.«

Eigene Produktlinie geplant

Dass alle Produkte zertifiziert sind, ist König wichtig. Denn ohne diese wäre ihr Verkauf nicht erlaubt. Laut Aussage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit muss für CBD-haltige Erzeugnisse entweder ein Antrag auf Zulassung eines Arzneimittels oder ein Antrag auf Zulassung eines neuartigen Lebensmittels gestellt werden.

Anfangs hatte König bei der Besichtigung von möglichen Verkaufsräumen noch von Biokosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln gesprochen, um die Vermieter nicht zu verschrecken. Sie habe jedoch gemerkt, dass sie mit ihrer Idee überzeugen könne. Auch ältere Menschen stünden den Naturprodukten offen gegenüber. »Meine Mutter war die erste, die getestet hat«, sagt sie und lacht.

Die gebürtige Gießerin hat noch viel vor: Geplant ist in diesem Jahr eine Eigenproduktion von Kosmetik, Tees und Aromablüten mit CBD. Außerdem soll in Deutschland ein weiterer Laden eröffnet werden. »Wir sind gerade in Gesprächen«, sagt König. Dass der Hanfhype abflacht, glaubt sie nicht. »Solange Cannabis nicht legalisiert ist, wird es den Markt weiterhin geben.«



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