Ein Trio wider Willen« – unter diesem Motto mischten drei hochkarätige Musikerinnen die Bühne des Hermann-Levi-Saales im Rathaus auf und füllten das karge Ambiente mit Leben. Zu erleben gab es ein farbenfrohes und hörenswertes Spektakel mit »Les Troizettes«: Isabelle Engelmann am Steinway, Sarah Piorkowsky mit ihrer Violine und Gabriella Stümpel am Cello. Die Damen mit professioneller Ausbildung und schauspielerischer Begabung kombinieren Komödienspiel und musikalisches Mit- und Gegeneinander.
Eigentlich waren sich die drei Profis am Freitagabend ganz zufällig auf der Bühne im Rathaus begegnet; jede glaubte, hier ihren Soloauftritt zu haben – lediglich die Cellistin hatte sich im Datum geirrt. Wie dieses überraschende Treffen dann doch noch zu einer humorvollen Schau samt Hörgenuss wurde, demonstrierten die wortgewandte Pianistin, die auf Bach schwört und dann doch gern Gounod spielt, die Geigerin mit der Reinheit ihres Instruments, die dann doch die musikantische Rampensau rauslässt, und die Cellistin, die mit sprödem Charme Esotherik und Sinnlichkeit an ihrem Instrument kombiniert. Ein Wermutstropfen des schönen, gelungenen Abends aus Klassik und Entertainment waren harte Geräusche aus dem Lautsprecher und störende Optik an den Akteurinnen: Ohne die Mikroports hätte die Akustik des Raumes sicher ausreichend Klang hergegeben.
Die drei unterschiedlichen Charakterdarstellerinnen verteilten unterhaltsame zwei Stunden lang geistreich formulierte musikalische Bonbons in den voll besetzten Saal. Im Repertoire-Gepäck hatten sie Noten u. a. von Bach, Chopin, Mozart, Brahms, Johann Strauß, Gounod und Ravel. Dazu überraschende Effekte und Kostümwechsel von Rokoko bis zu Tango, Purismus oder Medleys von wohltemperiertem Klavier über Wiener Charme bis zu ungarischem und spanischem Feuer – Wortgefechte inklusive. Geschickt gemixt ließ Isabelle Engelmann Bachs Wohltemperiertes Klavier mit Brahms ungarischen Tanzmotiven erklingen, spielte mit einer guten Dosis Sentiment Bach-Gounods »Ave Maria«, und Beethovens »Für Elise« mündete schließlich bruchlos in Ragtime und Boogie. Zwischengeschaltet erfreute ein liebreizendes Kabinettstückchen: Sarah flirtet als geigender Mozartknabe in Perücke, Kniehose und Brokatrock mit der beseligten Cellistin alias Ella.
Ein Wunder an Konzentration und Könnerschaft wurde im zweiten Teil des Abends Realität: »Cello pur« war angesagt, und die Troizettes glänzten mit gemeinsamem Einsatz an dem großen Instrument. Klopf-Rhythmus auf dem Korpus deutete schon das ostinate Gerüst des Werkes an – und weiter ging’s mit allen Tricks an das fulminante Orchesterstück von Maurice Ravel heran. Sein berühmter »Boléro« geriet mit virtuos abgestimmter Bogen-, Trommel- und Greifarbeit zu einem besonderen Highlight.
Ovationen – und eine Zugabe zur letzten Veranstaltung der Reihe »KulTour 2000«. So recht ins Herz traf da Bach-Gounods »Ave Maria«, das die Musikerinnen jetzt mit besonderer Inbrunst intonierten.