04. August 2019, 09:00 Uhr

Protest gegen Zaun

Erhitzte Gemüter in Laubach: Stadt stellt Zaun am Röthgeser Löschteich auf

Die Stadt Laubach hat einen hohen Zaun um den Röthgeser Löschteich aufgestellt. Begründung: Verkehrssicherungspflicht. Die Dorfbewohner wollen das nicht hinnehmen, sie fühlen sich ungerecht behandelt.
04. August 2019, 09:00 Uhr
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Von Thomas Brückner
Der Zaun am Löschteich Röthges. (Foto: tb)

Seit Donnerstagmorgen ist eine Abkühlung im Röthgeser Löschteich passé. Die Stadt hat einen zwei Meter hohen Bauzaun aufstellen lassen, daran mehrere Schilder mit der klaren Ansage: »Baden verboten!«.

Spätestens am Donnerstagabend sorgte die Anordnung aus dem Laubacher Rathaus, begründet mit der Verkehrssicherungspflicht als Eigentümer, für erhitzte Gemüter. Rund ein Dutzend Röthgeser, das Gros in der Feuerwehr aktiv, machte seinem Ärger Luft.

Gehört seit 60 Jahren zum Dorf

»Hätte man nicht ein paar Wochen damit warten können, dann wäre die Badesaison vorbei gewesen, hätte man in Ruhe über eine Lösung reden können«, bringt Jürgen Döring, Vorsitzender des Feuerwehrvereins Röthges, den Unmut auf den Punkt. Stattdessen aber sei man vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Das Sicherheitsargument lassen die Kritiker nicht gelten: Seit 60 Jahren schon lernten schließlich die Röthgeser Kinder in dem kleinen Gewässer am Gerätehaus schwimmen. Längst habe die Feuerwehr auf eigene Kosten das Gelände mit Grillplatz mit einem (etwas niedrigeren) Metallzaun abgesperrt. Döring: »Der Löschteich gehört nun mal zu unserem Dorf.« Den wolle man sich nehmen lassen.

Ungerechte Behandlung?

Zumal dies nicht als erstes Beispiel ungerechter Behandlung gesehen wird. Erinnert wurde in diesem Zusammenhang an die städtische Kanalbaumaßnahme am Dorfplatz, als dem Teich »das Wasser abgegraben« wurde, so dass seither nachgepumpt werden müsse.

Und dann sei da auch noch die Sache mit der Nachforderung beim Thekenbau im Bürgerhaus. »Da ist viel Frust«, erklärte Döring Gerüchte, wonach ob der Teichsperrung einzelne Feuerwehrleute den Dienst quittieren wollten. Genaues dazu wisse er aber nicht, Wehrführer Klaus Hofmann befinde sich im Urlaub.

Bürgermeister haftet

Wie könnte eine Lösung aussehen? Als eine Möglichkeit wurde an jenem Abend eine Anpachtung durch die Feuerwehr genannt. Oder ein erhöhter Zaun

Schon länger hatte sich Bürgermeister Peter Klug dieses für das Ende seiner Amtszeit im Frühjahr 2021 vorgenommen: Am ersten Arbeitstag seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin wollte er ihm oder ihr diesen Rat mit auf den Weg geben: »Schließen Sie den Teich in Röthges!« Zehn Jahre habe er (Klug) das Risiko mitgetragen, jetzt sei es genug, bat der Rathauschef um Verständnis. Denn: Passiere etwas, werde schließlich er persönlich in Haftung genommen.

Tragischer Fall in Nordhessen

Einig ist sich hierin der parteilose Bürgermeister, Mitglied im FW-Landesverband, mit dem Magistrat. Der habe sich jüngst zwar für den Erhalt des Löschteichs - für den Brandschutz wird er nicht mehr gebraucht - ausgesprochen. Nicht aber für den Fortbestand des inoffiziellen zweiten »Freibadbetriebs« in Laubach, ohne Aufsicht und Kontrolle der Qualität des laut Stadt bis zu zwei Meter tiefen Wassers.

Dass der »Badebetrieb« im Übrigen nichts mit dem Dienst in der Feuerwehr zu tun habe, hat Klug im Übrigen Wehrführer Hofmann bereits bedeutet. Anlass natürlich die Drohung einzelner Aktiver, die Meldeempfänger zurückzugeben.

Auch Laubachs Verwaltungschef dürfte bei seiner Entscheidung das tragische Geschehen vom Sommer 2016 im Kopf gehabt haben, als im nordhessischen Neukirchen drei Geschwister in einem Teich ertranken. Vor sechs Wochen hat ein Gericht die Anklage wegen fahrlässiger Tötung gegen den Bürgermeister zugelassen.



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