Eritreische Musik, von Simon und Samsun auf der Krar gespielt, eröffnete dieser Tage den Neujahrsempfang des Forums für Völkerverständigung Lich in der Stadtbibliothek. Die beiden spielten auf einem elektrischen und einem akustischen Zupfinstrument, das in Äthiopien und Eritrea verbreitet ist. Die Krar kann inzwischen in Deutschland als Komplettinstrument oder als Bausatz erworben werden, man kann sie aber auch mit einfachen Mitteln selbst bauen; die Pläne gibt es im Internet.
Vorsitzende Jutta Dörrenhaus erläuterte das Thema der Veranstaltung: »Wie und wann feiern andere Völker Neujahr?« Sie beleuchtete die Geschichte dieses Festes; es sei 153 v. Chr. von den Römern auf den 1. Januar, den Tag des Amtseintritts der Magistrate, verlegt worden. Seit dem Mittelalter sei im westlichen Kulturraum der 1. Januar der erste Tag des neuen Jahres. Auch das Böllern habe dazu gehört, jedoch solle man bedenken, dass das Feuerwerk in der heutigen Form unsere Umwelt mehr verschmutze als die Diesel-Fahrzeuge. Angesichts von Hunger und Elend in der Welt solle man besser notleidenden Menschen helfen, als das viele Geld für Feuerwerk zu verpulvern, so Dörrenhaus. 1967 habe Papst Paul VI. den Neujahrstag zum Weltfriedenstag erklärt.
Boris und Olga Royak aus Kasachstan erläuterten die Feiern um Weihnachten und den Jahreswechsel in Russland. Seit Zar Peter dem Großen werde dort Silvester und Neujahr am 31. Dezember bzw. 1. Januar gefeiert. In diesem Jahr begannen die Russen nach zehn freien Tagen am 11. Januar wieder mit der Arbeit. Das Weihnachtsfest feierten sie mit Opa Frost und Schneeflöckchen am 6. und 7. Januar, das »Alte neue Jahr« am 14. Januar, eine russische Besonderheit.
Im Anschluss an das Referat spielte Rudolf Felde russische Lieder auf der Knopfharmonika. Das jüdische Neujahrsfest »Rosch ha-Schana« finde unspektakulär im September oder der ersten Hälfte des Oktobers in der Familie statt und dauere zwei Tage, erläuterte Gila Rothschuh. Festliche Mahlzeiten und die innere Vorbereitung prägten das Fest. Besonders süße Speisen und süßer Wein drückten die Hoffnung auf ein gutes, süßes Jahr aus. Ghirmay Habton erläuterte das Brauchtum der Eritreer, Gülli Karasu sprach über das kurdische und Kambiz Madjidian über das persische Neujahr.