Der Staub an den Füßen ist abgeschüttelt, der Wind in den Haaren verflogen. Sie sind wieder zurück – was bleibt, sind die Erinnerungen an ein weiteres traumhaftes Abenteuer: Die Motorradfreunde Fellingshausen tourten einmal mehr quer durch die Vereinigten Staaten. Getreu dem Motto »Ride the wind of change« nahmen sie legendäre Routen und Pisten unter zwei Räder – allerdings mit Harleys, stilecht wie im Film »Easy Rider«. Aber auch Vans waren im Tross mit dabei. In bewährter Manier hervorragend geplant und vorbereitet wurde die dreiwöchige Tour von Günter Rustler und dessen Ehefrau Rosemarie.
Zwei Jahre Vorfreude
Zwei Jahre Vorfreude, bis es losging: 5000 Kilometer, von Los Angeles nach Orlando, durch Arizona, New Mexico, Texas, Louisiana, Mississippi und Alabama nach Florida. 21 Teilnehmer waren es – keiner fühlte sich zu jung, keiner zu alt. Die Altersspanne reichte von 27 bis 77 Jahren. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Biebertal, sondern auch aus anderen Teilen Mittelhessens und darüber hinaus. Das Gemeinschaftserlebnis empfanden letztlich alle als Gewinn.
LA verließ man mit dem satten Sound von elf Harleys Richtung San Diego, entlang dem weltberühmten Highway Nr. 1. Der zweite Tag gehörte der längsten Route: 570 Kilometer inklusive über 1000 Meter hohe Gebirgszüge – »Biker-Herz, was willst Du mehr?«. Ein harter Arbeitstag mit mehr als acht Stunden im Sattel ging in Casa Grande/Phönix, der Hauptstadt Arizonas, zu Ende. Am nächsten Tag verschluckte der Wilde Westen die Motorradfreunde: Tucson, Tombstone, vorbei an den landschaftsprägenden Saguaro-Kakteen. In Tombstone (»Grabstein«) tut man alles, damit sich der Tourist auch tatsächlich in den Wilden Westen versetzt fühlt: Übernachten im Gefängnis oder in der Poststation und am Morgen ein rustikales Frühstück am Lagerfeuer. Danach warteten gut 400 weitere Kilometer, entlang der mexikanischen Grenze, mit Zwischenstopp in Bisbee. In Richtung New Mexiko dominierten wieder kontrastreiche Bilder. Nach fruchtbaren landwirtschaftlich geprägten Landstrichen kam White Sand. Ebenso unwirklich wie atemberaubend empfing die Gipslandschaft die Biker. Über San Antonio ging es nach Houston. Günter Rustler, routiniert und auf die Erfahrung von 18 ähnlichen Touren blickend, gibt zu, dass es ihm in der Millionenstadt mit bis zu zehn Richtungsfahrspuren schon ein wenig mulmig gewesen sei.
Alles verlief problemlos. Da ging man dann schon mit von Stolz geschwellter Brust die 560 Kilometer anderntags entspannter an: »New Orleans, wir kommen«. In Louisiana, auf den Spuren von Tom Sawyer und Huckleberry Finn war eine Flussfahrt auf dem Mississippi mit dem Raddampfer »Pflicht«. Den Tag beendeten die Reisegruppe in der Bourbon Street. Der Name ist Programm: In fast jedem Haus findet man ein Lokal oder eine Bar mit Livemusik.
Die Heimat in weiter Ferne, waren sich die meisten einig: »Wir bleiben hier«. Doch der Wirklichkeit gewordene Traum ging langsam zu Ende. Die gemieteten Motorräder mussten rechtzeitig abgegeben werden, doch zuvor ließen die Biker noch bedrückende Bilder auf sich wirken: Auf dem Weg nach Florida wurden sie mit den Folgen des kürzlich wütenden Hurrikan »Michael« konfrontiert. Sie sahen die noch frischen Spuren der Verwüstung in Panama-City Beach und Mexico Beach.Viele Eindrücke und Erlebnisse ließen sich dann noch einige Tage am Hotel-Pool verarbeiten, bevor man den Heimflug antrat. Neue Pläne werden geschmiedet: 2020 stehen Alaska und Hawaii auf dem Programm.
«Easy Rider USA – von West nach Ost«: Über die jüngste Tour der Motorradfreunde haben Rosemarie und Günter Rustler einen Film gedreht. Dieser wird heute, Samstag, um 20 Uhr im Gasthaus »Zur Post« gezeigt. Der Eintritt ist frei.