28. September 2021, 21:01 Uhr

Warentransport der Zukunft?

28. September 2021, 21:01 Uhr
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Aus der Redaktion
Mitarbeiter der Verkehrsgesellschaft VGF befestigen den Container eines Lastenrad-Herstellers in einer Straßenbahn. FOTO: DPA

Frankfurt/Main - Ob mit Fahrrad, E-Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln: Bewohnern von Großstädten stehen zahlreiche Optionen als nachhaltige Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Wie können auch Güter wie Briefe und Lebensmittel ihren klimafreundlichen Weg durch die Stadt finden? Dieser Frage widmete sich die Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) zur Eröffnung der Nationalen Radlogistik-Konferenz am Dienstag in Frankfurt.

Als Option stellte die VGF eine kombinierte Nutzung von Straßenbahn und Lastenrad vor. Dafür verlud das Unternehmen Container eines Lastenrad-Herstellers zum Transport in eine Straßenbahn. So könnten nicht nur Waren emissionsarm und platzsparend ihren Weg durch die Stadt finden. »Wir hoffen, dass wir so aber auch Verkehr verlagern können«, sagte Silke Höhn von der VGF. Wissenschaftler halten die Idee für durchaus zukunftsträchtig.

Die Container mit einem Fassungsvermögen von 2,1 Kubikmetern und einer Länge von 1,7 Metern passen in den Mehrzweckbereich von Straßenbahnen. Wo sonst etwa Kinderwagen abgestellt werden, könnten stattdessen bald die Behälter in der Größe von Europaletten ihren Platz finden. Nach dem Transport per Tram sollen die Container auf Rollen an üblichen Haltestationen von einem Lastenradkurier in Empfang genommen werden. Die Radfahrer können die Güter dann an Betriebe oder Haushalte ausliefern. Neu sei die Idee der Gütertram nicht, erklärt der Professor für Logistik an der Frankfurt University of Applied Sciences, Kai-Oliver Schocke. »Die Gleise von Straßenbahnen wurden bis in die Sechzigerjahre auch für den Gütertransport verwendet.« Vor rund 20 Jahren sei die Idee der Gütertrams wieder aufgekommen, Auch die VGF stellte bereits 2018 ein ähnliches Projekt vor. Dabei testete das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Stadt und einem Paketzusteller die Postzustellung per Gütertram und Lastenrad.

In Hessen gibt es laut Prof. Manfred Boltze von der Technischen Universität Darmstadt ein solches Warentransportmodell bisher nicht. Ein bekanntes und erfolgreiches Beispiel kennt er nur aus Dresden. Eine Güterstraßenbahn lieferte dort etwa Bauteile für die »Gläserne Manufaktur«, in der Volkswagen den E-Golf baut. Laut Schocke wird das Konzept auch in Zürich und Karlsruhe getestet.

»Es macht Sinn, das weiter auszuprobieren, vor allem in dicht besiedelten Städten wie Offenbach oder Frankfurt«, sagte der Frankfurter Mobilitätsforscher Martin Lanzendorf zum Projekt der VGF. Frankfurts Dezernent für Mobilität und Gesundheit, Stefan Majer (Grüne), setzt volle Hoffnung auf die angesagten Transporträder: »Es ist die ernst zu nehmende und zukunftsweisende Option für eine stadtverträgliche, urbane Logistik der Zukunft.«



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