Nach dem Ausfall vieler Präsenzveranstaltungen durch die Corona-Pandemie sollen Studenten in Hessen im kommenden Semester wieder mehr Zeit in der Uni verbringen. Als »Präsenzsemester mit Einschränkungen« sollen im Herbst wieder zunehmend Lehrveranstaltungen vor Ort angeboten werden. Eine Rückkehr zur vollen Kapazität wird es allerdings nicht geben.
Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) hatte in Kooperation mit den Hochschulen bereits Anfang August ein Konzept für Präsenzlehre im Wintersemester präsentiert. Mit Blick auf den Impffortschritt und unter Einhaltung von Hygienekonzepten solle »eine schrittweise, verantwortungsvolle Rückkehr in den Regelbetrieb« realisiert werden - mit Fokus auf Seminare und Übungen. Präsenzlehre solle den »Regelfall und nicht die Ausnahme« ausmachen. Das Wintersemester beginnt offiziell am 1. Oktober. An den meisten Hochschulen starten die Vorlesungen in der dritten Oktoberwoche.
Ein Sprecher der Universität Kassel erklärte: »Wir wollen, dass die Studierenden möglichst weitgehend auf den Campus zurückkehren können.« Insbesondere sollen demnach die Studierenden berücksichtigt werden, »die in diesem oder dem vergangenen Jahr ihr Studium aufnehmen oder aufgenommen haben«.
In Kassel sollen Hörsäle und Seminarräume maximal zur Hälfte belegt werden. Der Schwerpunkt liege auf Veranstaltungen, die auf Austausch beruhen. »Parallel soll es digital nutzbare Alternativen geben, etwa für Studierende, denen eine Teilnahme in Präsenz unmöglich ist«, teilte der Sprecher mit. Vorlesungen, die eher wissensvermittelnden Charakter haben, sollen weiterhin digital stattfinden.
Die Vizepräsidentin der Universität Marburg, Evelyn Korn, erklärte »allen Studierenden ein regelmäßiges Präsenzangebot unterbreiten« zu wollen. Priorität haben demnach Veranstaltungen wie Übungen, Labore und Seminare, bei denen es stärker auf Interaktion ankomme: »Für große Veranstaltungen mit einem starken Fokus auf der Vermittlung von Methoden und Wissen, also insbesondere Vorlesungen, werden weiter digitale Formate, die sich in den letzten Semestern bewährt haben, eingesetzt.« Weiterhin gelten in den Marburger Uni-Räumen Mindestabstände, wodurch sich die Kapazität für die Präsenzlehre verringert. Die Uni Marburg hat sich der Vizepräsidentin zufolge gegen eine 3G-Regelung entschieden, bei der nur Geimpfte, Getestete und Genesene Zutritt zu Lehrveranstaltungen bekämen.
Auch die Technische Universität Darmstadt (TU) plant für das anstehende Semester mehr Lehre vor Ort. »Alle Studierenden sollen die Möglichkeit bekommen, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen«, sagte eine Sprecherin. Zu den Hygieneregeln an der TU zählen 1,5 Meter Abstand zwischen Sitzplätzen, das Tragen einer medizinischen Maske sowie eine Kontaktverfolgung der Studierenden.
An der Universität Gießen unterscheiden sich die Lehrkonzepte für das Wintersemester je nach Fachbereich, um »variierende Fächerkulturen« zu berücksichtigen. Aufgrund von Abstandsregeln sehen die Planungen aktuell eine Raumbelegung von rund 30 Prozent vor, sagte eine Sprecherin. Einige Veranstaltungen sollen demnach auch weiterhin digital stattfinden, insbesondere größere Vorlesungen. Ein Zugang zu Lehrveranstaltungen nach der 3G-Regel sei nicht ausgeschlossen, teilte die Hochschulleitung mit.
An der größten hessischen Universität in Frankfurt sind die Planungen für Präsenzlehre im kommenden Semester derweil noch im Gange. Als Grund nannte ein Sprecher die aktuell dynamische Entwicklung der Pandemie und der Corona-Maßnahmen. Uni-Präsident Enrico Schleiff hatte im Juni bereits angekündigt, im Wintersemester in den Präsenzbetrieb zurückkehren zu wollen. Gleichzeitig wurden Lehrkräfte gebeten, ihre Veranstaltungen sowohl digital als auch in Präsenz zu planen.
Die Frankfurt University of Applied Sciences plane das Semester größtenteils in Präsenz, erklärte eine Sprecherin: »Nur so kann die Hochschule als ein Ort des Austauschs, des voneinander Lernens und des gesellschaftlichen Engagements ihrem Anspruch gerecht werden, Studierende bestmöglich auf das Berufsleben vorzubereiten.« Dabei setzte man auf die 3G-Regelung, Kontaktverfolgung und medizinische Masken.