- Gießen ist um ein Institut reicher. Am Mittwoch ist bei einem kleinen Festakt das Lore-Steubing-Institut (LSI) im Europaviertel gegründet worden. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), der Universitäten Gießen, Darmstadt, Marburg, Kassel und Frankfurt, der Hochschule Geisenheim sowie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Ziel des LSI ist es, Naturschutz und Biodiversität in Hessen zu fördern.
Dass das Institut den Namen der Gießener Professorin Lore Steubing trägt, ist Prof. Joybrato Mukherjee zu verdanken. »Wenn wir in Gießen an Ökologie denken, denken wir automatisch an Lore Steubing«, betonte der JLU-Präsident. Steubing war drei Jahrzehnte lang an der Gießener Uni tätig. Von 1969 bis 1988 arbeitete sie als ordentliche Professorin und Direktorin des neu gegründeten Instituts für Pflanzenökologie mit den Gießener Studenten zusammen. Steubing trug zudem maßgeblich zur Gründung der Gesellschaft für Ökologie bei.
Antwort auf große Fragen gesucht
»Ich könnte mir keine bessere Namensgeberin vorstellen«, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz und sprach von großen Fußstapfen, die es zu füllen gelte. Das neu geschaffene Institut bezeichnete Hinz als wichtigen Ratgeber, um Antworten auf die großen Fragen der Zeit zu finden, allen voran mit Blick auf die Klimakrise und den Artenschwund. Themen, die durch die Corona-Pandemie ein wenig aus dem Blickfeld geraten seien, die dafür künftiger umso dringender behandelt werden müssten.
HLNUG-Präsident Prof. Thomas Schmid bezeichnete die Gründung des LSI als einen »Quantensprung in der Biodiversitätsforschung für Hessen«. Der Zusammenschluss solch hochkarätiger Forschungseinrichtungen unter Beteiligung einer Naturschutzfachbehörde sei einmalig in Deutschland. Dabei würden die beteiligen Forscher aber nicht ihr Quartier in den HLNUG-Räumen in Gießen beziehen, sondern dezentral forschen und arbeiten. »Das Ziel ist der gegenseitige Austausch und die Bündelung von Expertenwissen«, sagte Schmid. Auch gemeinsame Forschungsprojekte sowie Fort- und Weiterbildung zu Biodiversitätsthemen seien geplant.
Dezentral forschen und arbeiten
Durch die organisatorische und personelle Zusammenarbeit sollen wissenschaftliche Erkenntnisse zu den verschiedenen Elementen der Biodiversität und des Naturschutzes in Hessen gewonnen werden. Das Institut plant außerdem, mit Naturschutzorganisationen zusammenzuarbeiten. Themenfelder, die das LSI für seine Arbeit ins Auge gefasst hat, sind zum Beispiel das Insektensterben in Hessen, Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität sowie das Management und Monitoring von Tier- und Pflanzenarten.
Auch die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn war zu der Feierstunde gekommen, bei der auch der Kooperationsvertrag der beteiligten Einrichtungen unterschrieben wurde. »Die Klimakrise und den Verlust von Biodiversität können wir nur gemeinsam bewältigen und damit unserer aller Zukunft sichern. Dieses Gebot der Zusammenarbeit gilt auch für die Wissenschaft«, sagte Dorn. Das neue Institut vereine dabei Know-how und hochkarätige Forschung zur Biodiversität unter einem hessischen Dach. Damit sei es ein hervorragendes Beispiel für die »geballte Kraft von Forschungsverbünden«.
Ob sich das Institut ihrer Namensgeberin würdig erweist, wird sich erst noch zeigen. Zumindest sorgte die Gründung der Einrichtung bei einem Mann für ganz besondere große Freude: Dr. Jost Haneke verfolgte die Ausführungen der Redner mit einem breiten Lächeln. Er ist der Neffe von Lore Steubing. Christoph Hoffmann