Gottesdienste zu Weihnachten dürfen in Hessen unter strenger Einhaltung der Corona-Hygieneregeln stattfinden. »Generell bleiben die Gottesdienste möglich, auch Präsenzgottesdienste«, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gestern in Wiesbaden nach einem Gespräch mit hochrangigen Kirchenvertretern. Über die Organisation der Gottesdienste sollen jeweils die Gemeinden vor Ort entscheiden. Zu den Vorgaben zählen das Tragen von Masken, 1,50 Meter Abstand, die Angabe der Anschrift und der Verzicht auf gemeinsames Singen - auch nicht draußen. Viele Gemeinden planten digitale Angebote, aber eben auch Gottesdienste in Präsenz. »Dabei gilt auch, dass diejenigen, die an Präsenzgottesdiensten teilnehmen wollen, sich vorher anmelden müssen, damit entsprechend das geplant werden kann«, sagte Bouffier.
Auch der Besuch von Christmetten am späten Abend soll möglich sein, kündigte er an. Die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen in den sogenannten Hotspots begännen am 24. Dezember erst ab 0.00 Uhr und am 25. sowie am 26. Dezember erst um 22 Uhr.
Landesweit gelten in den Städten und Kreisen derzeit Ausgangsbeschränkungen von 21 Uhr bis 5 Uhr, sobald die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz drei Tage hintereinander den Wert von 200 überschreitet. Der Wert gibt an, wie viele Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche registriert werden.
Keine Lockerungen zu Silvester
Für Zusammenkünfte mit Freunden und Bekannten gilt der Staatskanzlei zufolge generell die derzeitige Regel auch an Weihnachten: höchstens fünf Personen aus zwei Hausständen. Für die Zeit von 24. Dezember bis 26. Dezember sollen die Kontaktbeschränkungen den Angaben zufolge etwas gelockert werden. Dann seien Treffen mit vier Personen, die über den eigenen Hausstand hinausgehen und dem engsten Familienkreis angehören, erlaubt.
Für Silvester sind dagegen keine Lockerungen geplant - es bleibt bei den allgemeinen Regelungen für Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Hier gilt weiterhin: Es dürfen sich maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, die Ausgangssperren in den Hotspots gelten von 21 bis 5 Uhr. Bouffier verwies noch einmal darauf, dass man Verletzungen durch Feuerwerkskörper unbedingt vermeiden möchte, um das Gesundheitssystem nicht zusätzlich zu belasten und Engpässe in Kliniken zu verschärfen. Die rauschende Silvesterparty müsse dieses Jahr ausfallen. »Ich weiß, dass das gerade für viele junge Menschen eine große Zumutung ist«, sagte Bouffier.
Binnen 24 Stunden sind in Hessen 1699 neue Coronavirus-Infektionen gemeldet worden. Damit haben sich seit Beginn der Pandemie 111 433 Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert. Das geht aus den Zahlen des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch hervor (Stand 00.00 Uhr). 1906 Todesfälle werden inzwischen hessenweit mit dem Erreger in Verbindung gebracht, das sind 72 mehr als am Vortag. Die sogenannte Inzidenz - also die Zahl von Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen - betrug 181,6.
Gewerkschaft fordert Betreuung
Nach den Daten des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) wurden in Hessen 422 Corona-Patienten in Krankenhäusern intensivmedizinisch behandelt (Stand Mittwoch, 15.19 Uhr). Das entsprach 22 Prozent der belegten Intensivbetten. 251 Patienten mussten beatmet werden.
Der Lockdown hat begonnen. Seit gestern sind viele Geschäfte dicht, was den Einzelhandel in Nöte bringt. Weiter offen sein dürfen im Land unter anderem Supermärkte, Drogerien, Banken und Tankstellen. Abhol- und Lieferdienste bleiben erlaubt. Dagegen müssen unter anderem Friseure geschlossen bleiben, in Baumärkten dürfen sich nur noch Handwerker eindecken. Der Einzelhandel spricht von einem Überlebenskampf und versucht es mit einem System aus Bestellen und Abholen sowie mit Lieferservice.
Mit Blick auf die von Mittwoch bis Ferienbeginn am Freitag aufgehobene Präsenzpflicht an den Schulen forderte die Lehrer-Gewerkschaft GEW flächendeckende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder mindestens bis einschließlich der sechsten Klasse. Die 150 Millionen Euro zur Bezahlung von Vertretungslehrkräften sollten für entsprechende befristete Verträge unkompliziert abrufbar sein, sagte die Co-Vorsitzende der Gewerkschaft in Hessen, Birgit Koch.