01. Juni 2021, 21:01 Uhr

Kehrtwende bei Conti

01. Juni 2021, 21:01 Uhr
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Aus der Redaktion

- Für das Continental-Werk in Karben steht nun doch ein Kompromiss zum geplanten Stellenabbau. IG Metall und Arbeitgeber verständigten sich nach Angaben vom Dienstag auf einen umfassenderen Kündigungsschutz und höhere Abfindungen. Eine Schließung des kompletten Elektronikwerks zum Jahresende 2023, wie es der Autozulieferer ursprünglich angestrebt hatte, sei damit vom Tisch.

Nach Angaben der Gewerkschaft wurde vereinbart, dass es bis Ende 2022 keine Entlassungen geben wird. Zudem werde ein mit einer Million Euro gefüllter »Härtefallfonds« eingerichtet. 58 Jahre alte Beschäftigte beispielsweise könnten beim Verlassen des Unternehmens eine Abfindung von bis zu 180 000 Euro erhalten, rechnete die IG Metall vor.

»Nach einer harten Auseinandersetzung haben wir ein tragfähiges Ergebnis erzielen können«, kommentierte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Positiv sei, dass »die Chance einer nachhaltigen Standortentwicklung« bestehe.

Vor knapp zwei Wochen hatte die IG Metall einen Monat nach der vorläufigen Einigung auf einen Sozialtarifvertrag für das Werk in Karben den Kompromiss platzen lassen. Nach der neuen Einigung gelten wieder die seinerzeit vereinbarten Eckpunkte für das Werk mit derzeit 1100 Mitarbeitern: Verlängerung eines Teilbetriebs mit etwa 150 Beschäftigten bis Ende 2025 sowie der langfristige Erhalt des Geschäftsfeldes »Engineering Services« mit knapp 200 Leuten.

Das letzte Wort hat die Belegschaft

Beschäftigten, die vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden wollen, wird das Management von Continental ein Altersteilzeitangebot machen. Michael Erhardt, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, sagt: »Die verbesserten Regelungen zur Altersteilzeit sind eine gute Grundlage und das verbesserte Abfindungsprogramm unterstützt Beschäftigte, die das Unternehmen freiwillig verlassen möchten.«

Mit dem neuen Ergebnis zeigen sich sowohl Erhardt als auch Betriebsratsvorsitzender Frank Grommeck zufrieden. Jetzt gelte es, auf Mitgliederversammlungen die Belegschaft zu informieren. »Das Interesse auf der ersten war groß«, berichtet Grommeck. Es seien viele Fragen gestellt worden. Ähnliches erwarten Grommeck und Erhardt auch bei den weiteren Versammlungen, die gestern Mittag und Abend stattfanden. Die Stimmung sei deutlich positiver. »Kein Vergleich zum April«, sagt Erhardt. Erst mal werden die IG-Metall-Mitglieder über die erneute Einigung abstimmen. Ein Ergebnis wird Ende nächster Woche erwartet. Michael Erhardt betont: »Das letzte Wort hat immer die Belegschaft.« Patrick Eickhoff/dpa



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