16. Mai 2021, 18:16 Uhr

Zeichen der Einheit

Obwohl der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt fast nur digital stattfand, haben sich Katholiken und Protestanten ein Stück weit angenähert. Das gefällt in Rom nicht jedem.
16. Mai 2021, 18:16 Uhr
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Georg Bätzing (r), Bischof des Bistums Limburg, beim Schlussgottesdienst mit Radu Constantin Miron, griechisch-orthodoxer Erzpriester und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). FOTO: DPA

Mit wechselseitigen Einladungen zum Abendmahl haben katholische und evangelische Christen bei dem am Sonntag beendeten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt »Zeichen der Einheit« gesetzt. So formulierte es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing. In vier Präsenz-Gottesdiensten waren Katholiken eingeladen, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, während Protestanten umgekehrt die katholische Eucharistie mitfeiern konnten.

Der Kirchentag habe gezeigt, »wie viel mehr uns als Christen verbindet als uns trennt«, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag zum Abschluss des viertägigen Christentreffens, das coronabedingt überwiegend digital stattfand. Steinmeier ist selbst evangelischer Christ, während seine Frau Elke Büdenbender katholisch ist: Damit bilden sie die Realität in zahllosen interkonfessionellen Familien in Deutschland ab.

Obwohl die Frankfurter Gottesdienste nur als erster Schritt zu einem wirklichen gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten gewertet werden, wird auch diese Annäherung vom Vatikan kritisch gesehen. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der fünf Jahre lang als Präfekt der Glaubenskongregation über die Reinheit der katholischen Lehre gewacht hat, sprach von einer Provokation. »Niemand kann eigenmächtig die Gegensätze zwischen evangelisch-protestantischem und katholischem Glaubensbekenntnis für nebensächlich erklären oder ignorieren«, sagte der frühere Bischof von Regensburg der Deutschen Presse-Agentur.

Der Präsident des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt, Thomas Sternberg, wies die Kritik von Müller zurück. »Wir leben eine Ökumene der Gastfreundschaft«, sagte Sternberg am Sonntag bei der Abschlusspressekonferenz. »Mich hat das Ganze sehr, sehr tief berührt.«

Konfliktpunkt Homosexualität

Was Segnungen homosexueller Paare betrifft, hofft Bätzing, den Vatikan aber von der Notwendigkeit einer Liberalisierung überzeugen zu können: »Ich möchte, dass wir ihnen den Segen Gottes schenken«, stellte der Limburger Bischof in Frankfurt klar. Wie brisant das Thema für die katholische Amtskirche ist, musste auch die evangelische Diakonin Eva Burgdorf feststellen, die beim Kirchentag das Podium »Schau hin, die trauen sich!« moderierte. »Wir haben ursprünglich geplant, auch Bischöfe einzuladen«, antwortete sie auf eine Publikumsfrage. »Es hat sich keiner bereiterklärt, aufs Podium zu gehen.«

Für die gastgebenden Kirchen fiel die Bilanz am Sonntag positiv aus. »Das, was immer noch trennt, werden wir offen benennen und ehrlich bearbeiten. Aber das, was uns verbindet, ist weitaus stärker«, sagte Bätzing in seine Rolle als »Gastgeber« und Bischof von Limburg.



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