03. Oktober 2021, 18:52 Uhr

»Frauenthemen zu kurz gekommen«

Bei der Bundestagswahl hat die CDU gerade bei den Frauen viele Stimmen verloren. Woran das liegen könnte und wie die Christdemokraten in Zukunft für weibliche Wähler wieder attraktiver werden könnten, erklärt die hessische Landesvorsitzende der Frauen Union, Diana Stolz, im Interview.
03. Oktober 2021, 18:52 Uhr
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Aus der Redaktion
Die Landesvorsitzende der Frauen Union Hessen Diana Stolz bedauert, dass sich die Zahl der von hessischen Frauen besetzten Mandate halbiert haben. FOTO: NEU

Wie bewerten Sie den Ausgang der Bundestagswahl?

Die Wahlanalysen deuten darauf hin, dass die CDU insbesondere von den Frauen weniger gewählt worden ist. Daraus muss man Lehren ziehen.

Wie erklären Sie sich das?

Der Wahlkampf war sehr stark auf Personen fokussiert. Es gab neben dem Klimaschutz ganz wenige sonstige Themen, die wahrgenommen wurden. Insofern hat es gar nicht funktioniert, die Themen, für die die CDU steht, bei den Frauen zu platzieren.

Welche Lehren ziehen Sie daraus?

Wir hatten 16 erfolgreiche Jahre mit einer CDU-Kanzlerin, aber man muss auch erklären, wofür die CDU in Zukunft steht. Das hat gefehlt. Gerade Frauenthemen sind viel zu kurz gekommen.

Welche Themen meinen Sie zum Beispiel?

Schutz vor Kriminalität, Rente, Unterstützung für Familien, Arbeitswelt von morgen, das sind nur einige Schlaglichter. Diese Themen konnte ich im Bundestagswahlkampf nicht wahrnehmen.

Wie blicken Sie auf das Verhalten von Armin Laschet?

Er ist in einer sehr schwierigen Situation: Persönlich, aber auch als Parteivorsitzender der CDU. Er muss jetzt die CDU zusammenhalten. Gleichzeitig ist die Ausgangslage so, dass der Ball für eine Regierungsbildung zunächst nicht im Feld der CDU liegt, aber es durchaus möglich ist, dass die CDU doch wieder in Regierungsverantwortung kommt. Dabei dürften dann die Inhalte der CDU nicht zu kurz kommen.

Welche Auswirkungen hat der Wahlausgang auf die Hessen-CDU?

Zuallererst haben wir deutlich weniger Direktmandate. Als Vorsitzende der Frauen Union schmerzt mich besonders, dass sich die von Frauen besetzten Mandate halbiert haben. Das liegt daran, dass die Direktmandate in den Wahlkreisen von Männern geholt wurden und über die Liste dann nur noch zwei Frauen in den Bundestag einziehen konnten. Vorher waren es vier.

Welche Konsequenzen hat das für die Frauen Union?

Das bedeutet weniger Einflussmöglichkeit auf Bundesebene. Bei der Landtagswahl darf uns das nicht wieder passieren.

Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Wir müssen schauen, wie wir erstens unsere Themen besser darstellen. Zweitens müssen wir darauf achten, dass mehr Frauen sichtbar werden. Dazu muss der Teamgedanke besser werden. Das hat mir im Bundestagswahlkampf auch gefehlt. Im Hinblick auf die nächste Landtagswahl müssen wir uns breiter aufstellen: inhaltlich und personell. Es ist ganz wichtig, dass man sofort weiß, für was die CDU Hessen steht.

Ministerpräsident Bouffier hatte maßgeblichen Anteil daran, Armin Laschet zum Kandidaten zu küren. Wie reagiert die Partei darauf?

Zunächst muss man nach Berlin blicken. Das hat Bouffier ja nicht als Ministerpräsident gemacht, sondern als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender. Die Partei befand sich zuvor schon in sehr bewegten Zeiten wegen der Frage, wer unser Parteivorsitzender werden soll. Schon da gab es mehrere Kandidaten und unterschiedliche Sympathien. Zum Schluss hat aber der CDU-Parteitag Armin Laschet zum Vorsitzenden gewählt. Dann ist es eigentlich auch an einem stellvertretenden Parteivorsitzenden, sich in dieser Richtung einzubringen. Natürlich sind jetzt alle die bestätigt, die das von Anfang an kritisch gesehen haben. Da gab es ja auch in der hessischen CDU durchaus unterschiedliche Ansichten, wer der bessere Parteivorsitzende wäre. So was muss eine Volkspartei abkönnen.

Wen hätten Sie besser gefunden?

Ich habe damals als Vorsitzende der Frauen Union lange gehadert, denn Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer waren meine Kandidatinnen, die ich voll unterstützt habe. Dann standen nur noch drei Männer zur Auswahl. Ich habe zu Norbert Röttgen tendiert.

Sollte Bouffier das Staffelholz vor der nächsten Wahl an einen Nachfolger übergeben, um diesem einen Amtsbonus zu bescheren?

Wir haben mit Bouffier einen erfolgreichen Ministerpräsidenten. Wir haben auch ein starkes Team dahinter, zum Beispiel mit unserer Fraktionsvorsitzenden Ines Claus.



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