06. Oktober 2021, 19:30 Uhr

Ende der Geduldsprobe in Sicht

Genervte Pendler und Anwohner, regelmäßige Staus, lange Umwege: Die gesperrte Salzbachtalbrücke stellt Wiesbaden auf eine Geduldsprobe. Nun wurde der geplante Termin für einen wichtigen Schritt hin zu mehr Normalität genannt.
06. Oktober 2021, 19:30 Uhr
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Von DPA
Seit Mitte Juni ging nichts mehr auf und unter der Salzbachtalbrücke: Ein Teil von ihr war abgesackt. Im November wird sie gesprengt. FOTO: DPA

Die seit Monaten gesperrte Salzbachtalbrücke der Autobahn 66 bei Wiesbaden soll am 6. November gesprengt werden. Das teilten die Stadt Wiesbaden und die Autobahngesellschaft des Bundes gestern mit. Der blockierte Abschnitt beeinträchtigt den Verkehr im westlichen Rhein-Main-Gebiet erheblich. An der maroden Brücke hatte sich Mitte Juni der Überbau an einem Pfeiler abgesenkt, Betonbrocken waren herabgefallen.

Die wichtige A66 zwischen Wiesbaden und Frankfurt ist seitdem an der Stelle unterbrochen. Auch unter der Brücke darf kein Zug- oder Straßenverkehr rollen. Der Hauptbahnhof Wiesbaden ist daher weitgehend vom Bahnverkehr abgeschnitten.

Den Angaben zufolge soll zunächst der südliche Brückenteil gesprengt werden und nur wenige Sekunden später die Nordbrücke. Den geplanten Termin könne nur noch Schlechtwetter wie Starkregen oder Nebel zunichtemachen, teilte die Autobahn GmbH mit.

Nach der Sprengung soll zügig mit dem Neubau - zunächst der Südbrücke - begonnen werden, wie der Direktor der Niederlassung West der Autobahn GmbH, Ulrich Neuroth, ankündigte. Allerdings werde die Lücke der A66 mindestens noch das gesamte Jahr 2022 bestehen bleiben. Die Schienen und Straßen unter der Brücke sollen vom Schutt befreit werden und vermutlich ab Weihnachten wieder freigegeben werden.

»Mit der Sprengung rückt die Wiederinbetriebnahme unseres Hauptbahnhofs näher«, kündigte Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) an. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) nannte die Havarie einen »verkehrstechnischen Albtraum«. Die Stadt müsse ein immenses Aufkommen von zusätzlichem Autoverkehr verkraften.

Nach Angaben der Autobahn GmbH sind inzwischen fünf Bahngleise abgebaut, über der Trasse seien zwei bis drei Meter Sand aufgeschüttet. Insgesamt sollen rund 50 000 Kubikmeter Sand und Erde die Infrastruktur unter der Brücke schützen. Besonders im Fokus: Das nahe gelegene Hauptklärwerk der Stadt, das nicht zu Schaden kommen soll. Derzeit wird das Baufeld nach möglichen Weltkriegsbomben abgesucht, dazu müssen 750 bis zu neun Meter tiefe Löcher gebohrt werden.

Am Sprengtag selbst soll das Gebiet in einem Radius von 250 Metern gesperrt werden, kündigte Kowol an. Davon betroffen ist unter anderem ein Friedhof, einige Wohnhäuser, Schrebergärten und ein Tierheim, wie der Sprengmeister Eduard Reisch erläuterte. Geplant sei, dass zuerst die Südbrücke mit einer Kollapssprengung zu Fall gebracht wird. Wenige Sekunden später soll sich dann die Nordbrücke mit einer Kippsprengung auf die Trümmer legen. An jedem Brückenteil seien dafür mehrere Hundert Bohrungen nötig.

Vor der plötzlichen Sperrung im Juni liefen an der Brücke bereits die Vorbereitungen für einen Abriss, der eigentlich im Herbst starten sollte. Die abgesackte Südbrücke befand sich nicht mehr unter Verkehr - der war bereits komplett auf die Nordbrücke umgeleitet worden.

Wie viele Brücken in Hessen, wurde die Salzbachtalbrücke in den 1960er Jahren erbaut. Seit damals war die Verkehrsstärke von etwa 20 000 Fahrzeugen am Tag auf bis zu 90 000 Fahrzeuge am Tag gestiegen. Das Bauwerk ist nicht das erste Mal in den Schlagzeilen. Ursprünglich sollte die marode Brücke vom Frühjahr 2019 an neu gebaut werden. Bei Vorbereitungen montierte eine Firma eine Transportschiene am nördlichen Brückenteil falsch und beschädigte es dadurch. Daraufhin musste die Zahl der Fahrspuren reduziert werden - die Brücke wurde im Rhein-Main-Verkehr zum Nadelöhr.



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