25. Januar 2023, 19:22 Uhr

Armut in der Mainmetropole

25. Januar 2023, 19:22 Uhr
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Von DPA

- Die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten bringen immer mehr Frankfurter Haushalte in existenzielle Nöte. Das zeige sich aber noch nicht in zusätzlichen Anfragen in den Sozialrathäusern, sagte Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) im Gesundheits- und Sozialausschuss - unter anderem, weil viele Versorger die neue Abschlagsplanung erst im März an die Kunden versendeten. Doch alle Frühwarnsysteme hätten bereits angeschlagen.

Mahlzeiten begehrt

So habe die Zahl der Menschen, die kostenlose oder günstige Mahlzeiten in Anspruch nähmen, deutlich zugenommen, insbesondere alleinlebende Senioren und Kinder. Die steigende Armut zeige sich aber auch subtiler. So sei es beispielsweise mittlerweile für Vereine schwieriger geworden, Fahrgemeinschaften zu Mannschaftsspielen zu organisieren, da sich immer mehr Familien kein Auto mehr leisten könnten. »Und oft sind auch die Fußballschuhe nicht mehr drin.«

Zwar planten Bund und Länder Unterstützungsprogramme, etwa einen Härtefallfonds, um die Mehrbelastungen für die Bürger abzufedern. Doch die Programme seien teilweise noch in der Umsetzung und teilweise sehr kompliziert. Deshalb sei zunächst Frankfurt in der Pflicht, »gezielt arme Menschen zu unterstützen und ihre Grundversorgung sicherzustellen«, so Voitl - um sie dann in einem zweiten Schritt bei der Antragstellung zu unterstützen. Das Personal dafür zu halten oder gar zu gewinnen, sei allerdings »eine große Herausforderung«.

Es gebe aber auch eine positive Entwicklung: Trotz des bisher recht milden Winters würden die in den Quartieren eingerichteten Wärmestuben rege besucht. »Die Menschen haben nach Corona vermehrt das Bedürfnis, aus der Isolation herauszugehen und sich zu treffen«, so Voitl. Das sei gut, denn je öfter die Menschen in die Einrichtungen kämen, desto mehr Vertrauen schöpften sie in die dortigen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.

»Das Thema Armut ist schambesetzt, deshalb braucht es eine Weile, bis Menschen darüber sprechen«, sagt Voitl. Wenn es dann hart auf hart komme, sei die Vertrauensbasis schon da und Hilfe einfacher möglich. Ursula Busch (SPD) schlug daraufhin vor, den Frankfurtern auch andere soziale Einrichtungen außerhalb von deren Öffnungszeiten zugänglich zu machen, um Orte zu schaffen, »an denen die Menschen zusammenkommen können, ohne zu konsumieren«. Wegen der hohen Flächenkonkurrenz in der Stadt gebe es sowieso zu wenig solcher Orte. Sarah Bernhard



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